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Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter


Zweite Szene.
Dr. Syntax.

Ja nicht wackeln mit dem Kopfe
Bei so feierlichem Werke!
Zeus hat selbst in güldnem Topfe
Euch bereitet diese Stärke.
Wenn Ihr wackelt, geht der Geist verloren,
Und das Meisterwerk bleibt ungeboren.

Dichter.

Der Unendlichkeit Kraft, der Begeisterung Saft hat das trunkene Herz mir erfüllet,
Für immer verscheucht ist der neblige Dunst, der des Geistes Gewalt mir umhüllet,
Ich vernehme die Stimme des Genius schon, die mir alle Geweide durchbrüllet.

Dritte Szene.
Dr. Syntax.

Laßt den Pegasus jetzt stampfen,
Daß die Gluthen nicht verdampfen!
Dann wird Euch zum ewgen Lohne
Schmücken eine Dichterkrone.

Dichter.

Was Krone? Die Dichter und Menschen sind gleich,
Für Alle das Erden- und Himmelreich.
Die thierische Biene hat Weisel mit Krone,
Der Weisel der Menschen ist nur für die Drohne.
Es gelte, dem großen Vater der Bienen
Auf Erden mit Freiheit und Wahrheit zu dienen!

Ich will einen Teppich dem Vaterland weben
Mit prächtigen Farben auf bläulichem Grund
Das Herz wird die schneeige Wolle mir geben,
Die glänzenden Farben der fürstliche Bund.
Gelingt es das schäckige Bunt zu vereinen,
Dann wird mir das Vaterland jauchzen und weinen.

Dr. Syntax.

Eilig das Schloß vor den Mund! Sonst muß ich von neuem Sie trichtern,
Denn der Begeisterung Strom nimmt zu gewaltigen Lauf.


Empfohlene Zitierweise:
Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)