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356 Später vertraute er dir, trotz so vieler Schandthaten, sogar den Posten eines Geheimschreibers an; aber schon bald musste er, als er von neuem deine Schlechtigkeit erfuhr, dich von seinem Angesicht entfernen. Doch alle deine Schurkereien aufzuzählen, unterlasse ich. 357 Wundern muss ich mich nur über die Schamlosigkeit, mit der du behauptest, unter allen Schriftstellern, welche diese Begebenheiten erzählt haben, der zuverlässigste zu sein, obwohl du doch weder die Vorgänge in Galilaea kanntest – du warst ja beim Könige in Berytus – noch von dem, was die Römer bei der Belagerung Jotapatas litten oder thaten und was ich vollbrachte, unterrichtet warst: denn alle, die dir Mitteilung davon hätten machen können, waren ja in der Schlacht gefallen. 358 Doch vielleicht meinst du die Thaten vor Jerusalem besonders genau beschrieben zu haben. Wie aber wäre dies möglich, da du weder den Krieg mitgemacht, noch die Denkwürdigkeiten des Caesars gelesen hast? Es bedarf doch wohl keines stärkeren Beweises gegen dich, als dass du genau das Gegenteil von dem berichtest, was der Caesar in jenem Buche sagt. 359 Glaubst du aber trotzdem der beste Schriftsteller zu sein, weshalb hast du dann deine Geschichte nicht zu Lebzeiten der Imperatoren Vespasianus und Titus, die ja in diesem Kriege den Oberbefehl führten, sowie des Königs Agrippa und seiner Verwandten, lauter Männern von griechischer Bildung, herausgegeben? 360 Du hattest sie ja schon seit zwanzig Jahren fertig daliegen und konntest also von Augenzeugen die glänzendste Bestätigung erwarten. Doch nein, erst jetzt, da diese Männer nicht mehr unter uns weilen und du keine Widerlegung zu fürchten brauchst, trittst du damit hervor. 361 Ich dagegen habe mich nicht von solchen Besorgnissen schrecken lassen, sondern ich übergab meine Schrift den Imperatoren selbst zu einer Zeit, da die Thatsachen allen sozusagen noch vor Augen schwebten; denn ich hatte das Bewusstsein, die Wahrheit überall hochgehalten zu haben, und ich täuschte mich auch nicht in der Hoffnung, ihr Zeugnis dafür zu erlangen.

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/63&oldid=- (Version vom 4.8.2020)