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sobald sie das entsprechende Signal vernähmen. Ich selbst rückte vor das Dorf und lagerte mich im Angesichte der Stadt. 323 Als die Tiberienser dies merkten, liefen sie in Masse aus der Stadt heraus und verhöhnten mich. In ihrer Thorheit verstiegen sie sich sogar dazu, eine zierliche Leichenbahre anzufertigen, sich rings um dieselbe aufzustellen und mich unter Scherz und Spott wie einen Toten zu beklagen. Es machte mir Spass, ihrem unsinnigen Treiben zuzusehen.

324 (63.) Um nun Simon und Joazar durch List zu fangen, schickte ich einen Boten in die Stadt und liess sie auffordern, mit ihren Freunden und einer Anzahl Bedeckungsmannschaften herauszukommen: ich wolle Frieden schliessen und die Statthalterschaft von Galilaea mit ihnen teilen. 325 Aus Unverstand und nebenbei auch aus Gewinnsucht liess sich Simon verlocken und kam ohne Zögern; Joazar dagegen witterte die Falle und blieb zu Hause. Als nun Simon unter dem bewaffneten Geleit seiner Freunde hervortrat, ging ich ihm entgegen, begrüsste ihn freundlich und dankte ihm für sein Kommen. 326 Nach einer Weile ging ich mit ihm beiseite, als wollte ich ihm etwas unter vier Augen sagen; sowie ich ihn aber auf diese Weise von seinen Begleitern weggebracht hatte, fasste ich ihn plötzlich um den Leib und liess ihn durch meine Leute in das Dorf abführen. Gleichzeitig gab ich meinen Soldaten das Zeichen, herabzukommen, und rückte mit ihnen vor Tiberias. 327 Es kam nun zu einem hitzigen Treffen. Zunächst schien sich der Sieg auf die Seite der Tiberienser zu neigen, und schon begannen die Meinigen zu weichen. Kaum aber hatte ich dies gesehen, als ich die in meiner Nähe Kämpfenden anfeuerte und die nahezu siegreichen Tiberienser in die Stadt zurückdrängte. Zugleich liess ich eine andere Abteilung vom See aus vorrücken mit dem Befehl, das erste Haus, das sie erobern würden, in Brand zu stecken. 328 Als dies geschah, glaubten die Tiberienser, ihre Stadt sei bereits erstürmt, warfen vor Schrecken die Waffen weg und flehten mit Weib und Kind mich an, ihrer

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/58&oldid=- (Version vom 4.8.2020)