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mich, am anderen Morgen in der Frühe nach Tiberias zu gehen. Um die erste Stunde traf ich daselbst ein und fand die Bürger bereits im Bethause versammelt, ohne dass sie gewusst hätten, zu welchem Zweck sie berufen worden waren. 281 Jonathas und seine Gefährten erschraken heftig über meine unerwartete Ankunft, gerieten aber schnell auf den Einfall, das Gerücht auszustreuen, man habe in der Nachbarschaft, dreissig Stadien vor der Stadt, auf der sogenannten Homonoia[1] römische Reiter gesehen. 282 Auf Anstiften der Gesandten wurde dies dem Volke vorgelogen und hinzugefügt, man solle doch nicht zulassen, dass das Land von den Feinden verwüstet werde. In Wahrheit bezweckte man damit nur, mich unter dem Vorwand, dass ich Hilfe bringen müsse, aus der Stadt zu entfernen, um dieselbe dann gründlich gegen mich aufhetzen zu können.

283 (55.) Obwohl ich nun ihre Absicht durchschaute, liess ich mich doch herbei, hinauszugehen, um nicht bei den Tiberiensern den Anschein zu erwecken, als kümmere ich mich nicht um ihre Sicherheit. Aber nicht die Spur von Feinden fand ich an der bezeichneten Stelle, 284 und so kehrte ich denn auf dem kürzesten Wege wieder nach Tiberias zurück. Als ich ankam, fand ich den Jonathas eben damit beschäftigt, vor versammeltem Rat und Volk die schwere Anklage gegen mich zu erheben, dass ich nicht im mindesten ihnen die Lasten des Krieges zu erleichtern suche, sondern in Üppigkeit dahinlebe. 285 Zugleich brachten die Gesandten vier Briefe vor, die angeblich aus dem benachbarten Galilaea an sie gerichtet worden waren, und worin um schleunige Hilfe gebeten wurde, da das römische Heer, Reiterei sowohl wie Fussvolk, in drei Tagen eintreffen würde, um das Land zu verwüsten; man möge also eilen und die Bittsteller nicht unerhört lassen. 286 Die Tiberienser hielten das für bare Münze und schrien mir zu, ich solle doch nicht sitzen bleiben, sondern den Stammesgenossen zu Hilfe eilen.

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/52&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
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