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nicht zu, sondern nur aus Furcht vor dem Pöbel, weil ich besorgen musste, bei fortgesetzter Weigerung gesteinigt zu werden. Dank meiner Nachgiebigkeit gewann Joannes durch diese verschmitzte Handlungsweise eine Unmenge Geld.

77 (14.) In Gischala entliess ich meine Mitgesandten nach Jerusalem und verwandte nun meine ganze Sorgfalt auf die Beschaffung von Waffen und die Befestigung der Städte. Zu diesem Zweck beschied ich die Tapfersten von der Räuberbande zu mir, weil ich die Unmöglichkeit, sie zu entwaffnen, einsah, und bewog das Volk, sie in Sold zu nehmen, indem ich darauf hinwies, dass es besser sei, ihnen freiwillig etwas zu zahlen, als Hab und Gut von ihnen plündern zu lassen. 78 Hierauf liess ich die Räuber schwören, unser Gebiet nicht mehr betreten zu wollen, es sei denn, dass sie gerufen würden oder ihren Sold nicht empfangen hätten, und entliess sie mit dem Befehl, weder die Römer noch die Nachbarn anzugreifen. Es lag mir nämlich vor allem am Herzen, Galilaea den Frieden zu erhalten. 79 Die galilaeischen Beamten aber – etwa siebzig an der Zahl – erkor ich unter dem Schein der Freundschaft, um sie gewissermassen als Geiseln der Treue in meiner Nähe zu haben, zu Begleitern und Gerichtsbeisitzern und fällte meine Urteile nach ihrer Ansicht, wobei ich mich ebenso sehr vor leichtsinnigen Verstössen gegen das Recht als vor Bestechung hütete.

80 (15.) Ich war damals dreissig Jahre alt, und bekanntlich ist es in diesem Alter selbst bei gewissenhaftester Enthaltsamkeit schwer, aus Neid entspringenden Verleumdungen zu entgehen, zumal wenn man eine einflussreiche Stellung bekleidet. Gleichwohl habe ich das weibliche Geschlecht stets vor Misshandlungen geschützt und als Mann ohne Bedürfnisse jegliches Geschenk zurückgewiesen. Nicht einmal die mir als Priester gebührenden Zehnten nahm ich an, wenn man sie mir brachte. 81 Nur von der Beute, welche ich den Syrern und den umliegenden Städten abjagte, eignete ich mir

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/20&oldid=- (Version vom 2.4.2020)