sich um die Verteidigung des Gesetzes handelt, suchen sie nachzuahmen. 284 Am meisten freilich muss man sich darüber wundern, dass das Gesetz lediglich durch die ihm innewohnende Kraft, ohne Anwendung sinnlicher Reizmittel und Lockungen dies vermocht hat: wie Gott das Weltall durchdringt,[1] so hat sich das Gesetz durch die ganze Menschheit verbreitet. Schaue nur ein jeder auf sein eigenes Vaterland und seine Familie, und er wird finden, dass meine Behauptung allen Glauben verdient. 285 Unsere Ankläger sollten daher entweder alle Menschen vorsätzlicher Schlechtigkeit beschuldigen, weil sie sich zu mangelhaften fremden Einrichtungen mehr als zu ihren eigenen vollkommenen hingezogen fühlen, oder aufhören uns zu verlästern. 286 Wir massen uns ja kein gehässiges Benehmen an, wenn wir unseren Gesetzgeber ehren und seine Offenbarungen über Gott für wahr halten. Denn hätten wir auch kein Verständnis für die Vortrefflichkeit aller seiner Gesetze, so müsste uns doch schon die Menge derer, die sie als musterhaft ansehen, einen hohen Begriff von ihnen beibringen.
(40.) 287 Übrigens habe ich von unseren Gesetzen und unserer Verfassung bereits in meinen „Altertümern“[2] eine genaue Darstellung gegeben. Hier wollte ich nur, soweit es nötig war, daran erinnern, nicht in der Absicht, fremde Gebräuche zu tadeln oder die bei uns geltenden herauszustreichen, sondern um den Schriftstellern, die uns unrecht gethan, den Nachweis zu liefern, dass sie die Wahrheit selbst schamlos ins Angesicht schlugen. 288 Ich glaube nun mein Versprechen durch die vorliegende Schrift hinreichend eingelöst zu haben. Denn ich wies das überaus hohe Alter unseres Volkes nach, von dem die Widersacher behaupten, dass es erst in jüngster Zeit aufgetreten sei. Zu dem Zweck führte ich eine Reihe alter Schriftsteller an, die uns in ihren Werken erwähnen, während jene versichern, kein einziger habe dies gethan.
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/195&oldid=- (Version vom 4.8.2020)