wir sonst gutes haben, entrissen: das Gesetz wenigstens bleibt uns unzerstörbar, und kein Jude kommt so weit von seinem Vaterlande weg und fürchtet einen erbitterten Tyrannen so sehr, dass nicht seine Scheu vor dem Gesetz doch noch grösser wäre. 278 Werden wir also durch die Trefflichkeit der Gesetze veranlasst, eine solche Gesinnung gegen sie zu hegen, so gebe man nur zu, dass wir die besten Gesetze haben. Glaubt man aber, wir hielten trotz ihrer Minderwertigkeit so treu an ihnen fest, um wie viel mehr haben dann unsere Ankläger Strafe verdient, dass sie ihren eigenen besseren nicht treu bleiben! 279 Weil nun die Länge der Zeit als der zuverlässigste Prüfstein für alle Einrichtungen angesehen wird, möchte ich gerade sie auch für die Vorzüge unseres Gesetzgebers und der durch sie überlieferten Lehre von Gott Zeugnis ablegen lassen. Denn im Vergleich zu allen anderen Gesetzgebern gehört er offenbar einer weit früheren Zeitepoche an.
(39.) 280 Von uns nun sind die Gesetze auch allen anderen Menschen beigebracht worden,[1] und immer mehr hat man sie zum Muster genommen. 281 Zuerst nämlich haben die griechischen Philosophen, während sie scheinbar an ihren heimischen Satzungen festhielten, in That und Lehre sich an Moyses angeschlossen, indem sie ähnliche Begriffe von Gott hegten und gleich ihm die Einfachheit der Lebensweise sowie die auf Gegenseitigkeit beruhende Gesellschaftsordnung gehandhabt wissen wollten. 282 Aber auch schon unter den Massen bemerkt man seit längerer Zeit viel Eifer für unsere Religion, und es giebt kein Volk und keine griechische oder barbarische Stadt, wo nicht unser Brauch, am siebenten Tage die Arbeit ruhen zu lassen, Eingang gefunden hätte und wo nicht das Fasten, Anzünden von Lichtern und viele unserer Abstinenzgebote beobachtet würden. 283 Auch unsere bürgerliche Eintracht, unsere Wohlthätigkeit, unseren gewerblichen Fleiss, unsere Ausdauer in Drangsalen, wenn es
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/194&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
- ↑ Paulus, Römerbrief 2, 19ff.