getötet, die von irgend jemand beschuldigt worden war, dass sie insgeheim fremde Götter lehre. Das war bei ihnen gesetzlich verboten, und wer es dennoch that, hatte den Tod verwirkt. 268 Galt aber bei ihnen ein solches Gesetz, dann haben sie sicherlich die Götter anderer Nationen nicht als solche anerkannt; denn sonst hätten sie nicht sich selbst die Freude missgönnt, mehrere zu besitzen. 269 So verhielt es sich mit diesen Dingen in dem wohlgeordneten Staate der Athener. Aber selbst die mordlustigen Skythen, die sich nur wenig von wilden Tieren unterschieden, glauben ihre heimischen Einrichtungen schützen zu müssen. So töteten sie den Anacharsis,[1] dessen Weisheit die Griechen mit Bewunderung erfüllt hatte, gleich nach seiner Rückkehr, weil er ihnen von griechischem Wesen angesteckt schien. Auch bei den Persern sind viele, wie man liest, um derselben Ursache willen hingerichtet worden. 270 Und doch fand Apollonios gerade an den Gesetzen der Perser ersichtliches Wohlgefallen und zollte ihnen seine Hochachtung, wahrscheinlich deshalb, weil die Griechen einen Geschmack von der Tapferkeit dieses Volkes und seiner einheitlichen Ansicht inbetreff der Götter bekommen hatten: von der Tapferkeit durch die Tempelbrände, welche die Perser entfachten, von dem Götterglauben durch den beinahe gelungenen Versuch derselben, Griechenland zu knechten. Er machte auch alle persischen Gebräuche nach, indem er fremden Weibern Gewalt anthat und Knaben verschnitt. 271 Bei uns dagegen wird auf Todesstrafe erkannt, wenn jemand auch nur ein unvernünftiges Tier in der angegebenen Weise misshandelt, und zum Gehorsam gegen diese Gesetze konnte uns weder die Furcht vor unseren Zwingherren veranlassen noch der Wunsch, es denen gleichzuthun, die bei anderen eine besondere Wertschätzung geniessen. 272 So haben wir uns auch im tapferen Dreinschlagen nicht deshalb geübt, weil wir behufs Stärkung unserer Macht kriegerische Unternehmungen
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/192&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
- ↑ S. Herodot IV, 76.