und jugendlich, teils älter und bärtig denken soll, ferner darüber, dass der eine Gott diese, der andere jene Kunst versteht, weshalb man unter ihnen hier einen Erzschmied, dort eine Weberin, dann wieder einen Krieger findet, der sich sogar mit Menschen schlägt, oder Zitherspieler und solche, deren Liebhaberei das Bogenschiessen ist; 243 weiterhin machen sie sich über die vielen Streitigkeiten unter den Göttern und ihre Zänkereien wegen der Menschen lustig, wobei es nicht nur zum Handgemenge, sondern selbst dahin kommt, dass sie, von Menschenhand verwundet, wehklagen und sich krank fühlen. 244 Die grösste Schamlosigkeit aber liegt darin, dass – unsinnig genug – fast allen Göttern, männlichen sowohl als weiblichen, geschlechtliche Unmässigkeit und Liebesabenteuer nachgesagt werden. 245 Der edelste und erste unter ihnen, der Göttervater selbst, lässt es zu, dass die von ihm verführten und geschwängerten Weiber eingekerkert oder im Meer ertränkt werden, und die von ihm erzeugten Kinder kann er, wenn das Geschick sie ereilt, weder retten noch auch ihren Tod ohne Thränen ertragen. 246 Fürwahr, recht nett ist dies und noch anderes, was damit in Zusammenhang steht! Schauen doch die Götter im Himmel dem Ehebruch so ohne alle Scham zu, dass manche ihren Neid gegen die darein Verwickelten offen gestehen. Was kann man aber auch von ihnen anderes erwarten, wenn sogar der älteste, ihr König, das Verlangen, seiner Gattin beizuwohnen, nicht einmal so lange bezähmen konnte, bis er mit ihr ins Schlafgemach gekommen war? 247 Und wenn es von anderen Göttern heisst, sie hätten bei den Menschen als Knechte gedient, ihnen bald Häuser gebaut, bald die Herden gehütet, oder sie seien wie Missethäter in ein ehernes Gefängnis eingesperrt worden – muss da nicht jeder rechtlich Denkende sich ereifern, die Erfinder solcher Märchen schelten und die grosse Dummheit derer, die sie gläubig weiter erzählen, verdammen? 248 Auch Furcht sogar und Schreck, Tollwut und Betrug, ja die allerschlimmsten Leidenschaften haben jene Leute dem Wesen und der Person
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/188&oldid=- (Version vom 4.8.2020)