Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/176

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eingegraben. Übertretungen kommen infolgedessen selten vor; zugleich aber ist auch jede die Abwendung der Strafe bezweckende Ausrede unmöglich gemacht.

(19.) 179 Dies vor allem hat die wunderbare Eintracht unter uns geschaffen. Denn eine und dieselbe Überzeugung von Gott haben, im Leben und in den Sitten sich nicht voneinander unterscheiden – das bringt die schönste sittliche Übereinstimmung unter den Menschen zustande. 180 Wir sind die einzigen, bei denen man keine sich widersprechenden Ansichten von Gott hört, wie solches vielfach bei anderen Völkern der Fall ist, wo oft nicht nur der gemeine Mann seine unsinnigen Einfälle über die Gottheit verlauten lässt, sondern auch manche Philosophen das gleiche thun, indem die einen das Dasein Gottes überhaupt zu leugnen sich erkühnen,[1] andere wenigstens seine Fürsorge für die Menschen in Abrede stellen. 181 Auch in Bezug auf die Lebensweise sieht man bei uns keine Verschiedenheiten; vielmehr ist unser aller Thun ein gemeinsames, getragen von dem einheitlichen, dem Gesetz entsprechenden Bekenntnis, dass Gottes Auge alles sieht. Übrigens kann man die Ansicht, dass Gottesfurcht das Ziel sei, auf welches alle übrigen Bestrebungen des Lebens hinarbeiten müssten, selbst aus dem Munde unserer Weiber und Sklaven vernehmen.

(20.) 182 Daraus erklärt es sich auch, wie uns von manchen der Vorwurf gemacht werden konnte, wir hätten weder auf dem praktischen noch auf dem theoretischen Gebiet erfinderische Köpfe aufzuweisen. Andere Völker sehen einen Vorzug darin, dass man nicht beim Althergebrachten stehen bleibt, und wer am eifrigsten weiterzukommen trachtet, dem spricht man einen besonders hohen Grad von Weisheit zu; 183 wir dagegen halten nur den für klug und tugendhaft, der in seinem Thun und Denken mit den ursprünglichen gesetzlichen Vorschriften überhaupt nicht in Widerspruch gerät. Das ist doch sicher ein

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/176&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Hier hat Josephus wohl die Skeptiker im Sinne.