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zu verlassen und in ihr Stammland zurückzukehren, da stellte er sich an die Spitze der nach Hunderttausenden zählenden Menge und brachte sie aus vielen Drangsalen in Sicherheit; denn sie mussten die wasserlose Sandwüste durchziehen, Feinde besiegen und ihre Weiber und Kinder samt der Beute mit dem Schwert in der Hand verteidigen. 158 In allen diesen Gefahren bewies er sich als überaus trefflicher Feldherr, als einsichtsvoller Ratgeber und als der treueste Versorger des ganzen Volkes. Er brachte es zuwege, dass alle samt und sonders an ihm hingen, und obwohl sie jedem seiner Befehle gehorchten, zog er doch daraus keinerlei Vorteil für seine Person[.] In einer Lage, wo die meisten Befehlshaber nach tyrannischer Herrschaft streben und das Volk an ein durch und durch gesetzloses Leben gewöhnen, 159 gerade da hielt er, der Inhaber der Gewalt, es im Gegenteil für seine Pflicht, fromm zu leben und den Massen nur Wohlwollen zu erzeigen in der Hoffnung, auf diese Weise seine eigene Tugend am deutlichsten hervortreten lassen und denjenigen, die ihn zum Führer gewählt hatten, den sichersten Weg zur Rettung angeben zu können. 160 Weil er nun wirklich diese schöne Absicht hegte und glänzende Thaten vollbrachte, glaubten wir mit gutem Grund, an ihm einen gottgesandten Führer und Ratgeber zu haben; und nachdem er zuvor den eigenen festen Entschluss gefasst hatte, alle seine Handlungen und Gedanken nach dem Willen Gottes einzurichten, hielt er sich in erster Linie für verpflichtet, die gleiche Überzeugung auch den Massen beizubringen. Denn wer da glaubt, dass Gott auf sein Leben schaue, der ist keiner Sünde fähig. 161 Ein solcher Mann eben war unser Gesetzgeber, kein Gaukler, auch kein Betrüger, wie die Lästerer ihn ungerechterweise nennen, sondern dem Minos vergleichbar, dessen die Griechen sich rühmen, und den anderen Gesetzgebern nach ihm. 162 Sie legten ja ihren Gesetzen göttlichen Ursprung bei, und Minos namentlich führte die seinen auf Apollo und dessen delphisches Orakel zurück, sei es dass sie selbst daran glaubten, sei es dass

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/172&oldid=- (Version vom 4.8.2020)