Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/165

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

120 und doch hat jener Lampenträger sie mit Leichtigkeit geöffnet, weil er meinte, sie öffnen zu können, und noch dazu soll er das gethan haben, während er den Eselskopf trug! Hat er uns übrigens den Kopf zurückgebracht, oder nahm Apion ihn und stellte ihn uns wieder zu, damit Antiochus ihn entdecken und dem Apion Stoff zu einer zweiten Fabelei geben könnte?

(10.) 121 Erlogen ist auch der Eid, den er uns andichtet, als ob wir bei Gott, dem Schöpfer des Himmels, der Erde und des Meeres schwören müssten, keinem Fremden und besonders keinem Griechen wohlwollend zu begegnen. 122 Wollte er einmal lügen, so hätte er uns schwören lassen sollen, dass wir gegen keinen Fremden, namentlich aber gegen keinen Aegyptier eine freundliche Gesinnung zu hegen gewillt seien. So nämlich würde die Lüge inbetreff des Eides wenigstens zu den früher von ihm aufgetischten Märchen gepasst haben, da es ja die Aegyptier waren, die unsere Väter, ihre Stammesgenossen, nicht etwa um ihrer Bosheit willen, sondern unter dem Druck von Schicksalsschlägen vertrieben. 123 Von den Griechen aber sind wir mehr durch den Raum als durch unsere Bestrebungen geschieden und haben darum keinen Grund, sie zu hassen oder zu beneiden. Im Gegenteil, viele von ihnen haben sich für unsere Gesetze interessiert, und manche sind treue Anhänger derselben geworden, während andere, die keine Kraft zum Ausharren besassen, wieder abfielen. 124 Übrigens hat noch niemand behauptet, es sei ihm etwas von einem derartigen jüdischen Eid zu Ohren gekommen; nur Apion, wie es scheint, hörte davon, denn er selbst hat ihn erfunden.

(11.) 125 Gewaltig erstaunen wird man auch ob der tiefen Weisheit Apions, die sich im folgenden kundgiebt. Ein Beweis dafür, sagt er, dass wir keine vernünftigen Gesetze hätten und auch Gott die ihm gebührende Verehrung nicht zollten, sei der Umstand, dass wir keine herrschende Stellung einnähmen, sondern bald von diesem, bald von jenem Volk unterjocht worden seien und besonders mit unserer Hauptstadt schon viel Unglück gehabt

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/165&oldid=- (Version vom 4.8.2020)