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hiervon: unvernünftige Menschen muss man nicht mit Worten, sondern durch Thatsachen zu überzeugen versuchen. Und in dieser Beziehung wissen doch alle, die die bauliche Einrichtung unseres Tempels gesehen haben, wie er beschaffen war und mit welch peinlicher Genauigkeit man auf seine Reinhaltung achtete. 103 Vier Höfe hatte er im Umkreis, und jeder derselben stand dem Gesetze gemäss unter besonderer Aufsicht. In den äusseren Hof durften alle, auch die Fremden, eintreten, und nur die Weiber, welche ihre monatliche Reinigung hatten, waren davon ausgeschlossen; 104 der zweite stand allen Juden offen sowie auch ihren Ehefrauen, wenn sie von jeglicher Befleckung rein waren; der dritte war für die reinen und geweihten Juden männlichen Geschlechtes bestimmt; in den vierten konnte niemand gelangen ausser den Priestern, die ihre Amtstracht angelegt hatten, in das Allerheiligste aber nur die Hohepriester in der ihnen eigentümlichen Gewandung. 105 Und so genau hatte man alles beim Gottesdienst vorgesehen, dass selbst die Stunden, zu denen die Priester eintraten, bestimmt waren. Früh morgens, wenn der Tempel geöffnet wurde, mussten sie hineingehen und die üblichen Opfer darbringen, desgleichen des Mittags, bis der Tempel geschlossen wurde. 106 Ferner durfte kein Gerät, welcher Art es auch sein mochte, in den Tempel gebracht werden, sondern es standen in ihm nur ein Altar, ein Tisch, ein Rauchfass und ein Leuchter, wie dies alles im Gesetz vorgeschrieben ist. 107 Selbstverständlich wird auch kein unaussprechlicher Geheimdienst im Innern des Heiligtums getrieben noch irgend ein Mahl daselbst aufgetischt. Was ich hier sage, stützt sich auf das offenbare Zeugnis unseres ganzen Volkes und auf thatsächliche Beobachtungen. 108 Denn obwohl es vier Priesterklassen giebt, von denen jede über fünftausend Köpfe zählt, so hat doch nur eine gewisse Anzahl von Priestern an bestimmten Tagen Dienst; sind diese fertig, so kommt der Reihe nach eine andere Abteilung zur Darbringung der Opfer, und zwar versammeln sich die einzelnen Priester gegen Mittag im Heiligtum

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/162&oldid=- (Version vom 4.8.2020)