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60 (12.) Wir Juden bewohnen weder ein Küstenland,[1] noch haben wir Freude am Handel[2] und dem dadurch begünstigten Verkehr mit den Fremden – sondern unsere Städte liegen weit vom Meere entfernt, und wir beschäftigen uns hauptsächlich mit der Bearbeitung unseres vortrefflichen Ackerbodens. Den grössten Eifer aber verwenden wir auf die Erziehung der Kinder, und die Beobachtung der Gesetze wie der durch sie überlieferten Frömmigkeit machen wir zur wichtigsten Aufgabe unseres Lebens. 61 Erwägt man nun ausser dem Gesagten noch die Eigentümlichkeit unserer Lebensweise, so ergiebt sich, dass keiner von den Anlässen vorlag, welche in früheren Zeiten einen Verkehr der Unsern mit den Griechen hätten bewirken können, wie ein solcher Verkehr der letzteren mit den Aegyptiern durch die Ein- und Ausfuhr, mit den Bewohnern der phoenicischen Küste durch den Eifer im Klein- und Grosshandel aus Liebe zum Geldgewinn entstand. 62 Auch verlegten sich unsere Vorfahren nicht wie gewisse andere Völker auf Räubereien[3] oder Eroberungskriege, obgleich ihr Land viele Tausende beherzter Männer aufwies. 63 So kam es denn, dass die Phoenicier, indem sie des Handels wegen zu den Griechen segelten, alsbald mit diesen bekannt wurden, und durch sie die Aegyptier und weiterhin alle diejenigen, aus deren Ländern sie, weite Meeresstrecken durchfahrend, den Griechen Schiffsladungen zubrachten. 64 In der Folge lernten sie auch die Meder und Perser dadurch kennen, dass diese ihre Herrschaft weiter über Asien ausbreiteten, die letzteren insbesondere durch deren Kriegszug in den anderen Weltteil; von den Thrakern erhielt man Nachricht, weil sie in ziemlicher Nähe wohnten, von den

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/100&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. In etwas gezwungener Weise verwertet hier Josephus für seine Beweisführung den Umstand, dass die Küstenstädte Palaestinas vorzugsweise von Heiden bewohnt waren.
  2. Thatsächlich war die Hauptbeschäftigung der damaligen palaestinischen Juden Ackerbau und Handwerk; den Handel begünstigte ja auch das Gesetz in keiner Weise.
  3. D. h. Seeräuberei.