Strauß Orangenblüthen von ihrer Brust, reichte ihn dem Geliebten und flüsterte matt:
„Glückliche Tage, mein Gordon!“
Ein mildes freundliches Lächeln glitt über ihre Lippen, ihr Kopf sank auf die Stufen zurück, – Angela war todt.
Am folgenden Abende traf Lord Byron in der Conversation der geistreichen Gräfin Albrizzi zum ersten Male die anmuthvolle Therese Guiccoli, geborne Gräfin Gamba. – Angela wurde auf Jahre vergessen.
Wenige Wochen vor seinem Tode, als Byron in Seraglio, seine Wohnung zu Missolonghi, an einem Sommerabend allein saß, – und unter seinen Schriften einiges suchte[WS 1], da fand er eine getrocknete Orangenblüthe unter den Papieren. – Er war bewegt, – hielt die Blüthe einige Zeit in seiner flachen Hand, betrachtete sie und sprach wehmüthig:
„Angela! du allein hast mich wahrhaft uneigennützig und treu geliebt.“
Er drückte seine schöne edle Stirne in die Hände und blieb einige Minuten so sitzen. – Tita, der venetianische Gondoliere, nun seit Jahren des Lords Lieblingsdiener, trat ein. Byron stand auf und ging an das Fenster. – – Tita aber hatte bemerkt, sein Gebieter habe – geweint.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: uchte, wahrscheinlich Buchstabenausfall, s ergänzt
Mathilde Feldern-Rolf: Eine Orangenblüthe. In Commission bei Jacob Dirnböck., Wien 1844, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldern-Rolf_Orangenbluethe.pdf/12&oldid=- (Version vom 14.2.2021)