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Ist’s nöthig Worten nachzujagen?
Ja, eure Reden, die so blinkend sind,

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In denen ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt,

Sind unerquicklich wie der Nebelwind,
Der herbstlich durch die dürren Blätter säuselt!

Wagner.
Ach Gott! die Kunst ist lang;
Und kurz ist unser Leben.

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Mir wird, bey meinem kritischen Bestreben,

Doch oft um Kopf und Busen bang’.
Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben,
Durch die man zu den Quellen steigt!
Und eh’ man nur den halben Weg erreicht,

565
Muß wohl ein armer Teufel sterben.


Faust.
Das Pergament, ist das der heilge Bronnen,
Woraus ein Trunk den Durst auf ewig stillt?
Erquickung hast du nicht gewonnen,
Wenn sie dir nicht aus eigner Seele quillt.

Wagner.

570
Verzeiht! es ist ein groß Ergetzen,

Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen;

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen: Cotta. 1808, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_I_(Goethe)_044.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)