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Was nützt nun Schild und Helm und Speer?

Was hilft der Reiherstrahl den Zwergen?
Wie sich Daktyl und Imse bergen!
Schon wankt, es flieht, es stürzt das Heer.

Anaxagoras
(nach einer Pause feierlich).

7900
Konnt’ ich bisher die Unterirdischen loben,

So wend’ ich mich in diesem Fall nach oben…
Du! droben ewig unveraltete,
Dreynamig-Dreygestaltete,
Dich ruf’ ich an bei meines Volkes Weh,

7905
Diana, Luna, Hekate!

Du Brust-erweiternde, im Tiefsten-sinnige,
Du ruhig-scheinende, gewaltsam-innige,
Eröffne deiner Schatten grausen Schlund,
Die alte Macht sey ohne Zauber kund!
(Pause.)

7910
     Bin ich zu schnell erhört!

     Hat mein Flehn
     Nach jenen Höhn
     Die Ordnung der Natur gestört?

Und größer, immer größer nahet schon

7915
Der Göttin rundumschriebner Thron,

Dem Auge furchtbar, ungeheuer!
In’s Düstre röthet sich sein Feuer…
Nicht näher! drohend-mächtige Runde,

Du richtest uns und Land und Meer zu Grunde!
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_152.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)