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394 Achtes Buch.


Anstifter selbst treffen. Als sie begriffen, dass sie sich auf keine Weise von dem gefährlichen Unternehmen los machen konnten, füllten sie das mit Rindshäuten gedeckte Schiff mit reichlichem Mundvorrate an.

Nach ihrer Abfahrt kamen sie dahin, wo das Land keine Sonne hat, keinen Stern kennt, kein Tageslicht erhält, sondern in Dunkel, wie in dauernde Nacht, gehüllt ist. Als sie lange unter dem ungewohnten Anblicke des Himmels gefahren waren, trat endlich Mangel an Holz ein; [293] 293die Nahrungsmittel, wie sie der Herd liefert, gingen ihnen aus, kein Abkochen war möglich; deshalb stillten sie den Hunger mit rohen Speisen. Jedoch die meisten, welche davon assen, brachte die Sättigung durch unverdauliche Speise in eine böse Lage. Zuerst nämlich beschlich eine durch die ungewohnte Speise erzeugte Schlaffheit nach und nach den Magen, dann ergriff die Krankheit, immer weiter sich verbreitend, auch die Lebensteile. Und so machten die bösen Folgen beider Übertreibung das Fasten lästig, aber auch das Essen verdächtig, da das Essen nicht ohne schädliche Folgen, die Enthaltung von der Speise aber höchst unerquicklich war. Als sie daher schon alle Hoffnung auf Rettung aufgaben – wie die Sehne dann gewöhnlich zerreisst, wenn sie zu straff gespannt wird – da leuchtete ihnen die Hoffnung auf Linderung der Not, die sie gar nicht mehr erwartet hatten. Man sah nämlich plötzlich ein Feuer ganz nahe schimmern, das den erschöpften Männern das Vertrauen einflösste, ihr Leben zu fristen. Da Thorkill sich vornahm, dieses Feuer als ein von den Göttern geschenktes Rettungsmittel zu holen, machte er die Spitze des Mastes durch das Leuchten eines angehefteten Edelsteins kenntlich, um sich eine sichere Rückkehr zu seinen Leuten zu verschaffen. Als er dann auf das Gestade kam, trat vor seine Augen eine Höhle mit engem Zugange und schmaler Thüröffnung. Seine Begleiter hiess er draussen warten, er selbst trat hinein und erblickte zwei ungemein grosse Schwarze, mit Hornnasen, die einem Feuer Nahrung zuführten, zusammengerafft, wie sie der Zufall bot. Der Eingang war ungestalt, die Pfosten verfault, die Wand schwarz von Moder, schmutzig das Dach,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_404.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)