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VIII. Gorm. 391


dem Glanze des strahlenden Metalles der Tod lauerte, und dass unter dem glänzenden Beutestücke das lebenvernichtende Verderben verborgen liege. Ein zweiter, der auch seine Habgier nicht bändigen konnte, streckte die begehrliche Hand nach dem Horne aus. Ein dritter, der anderen Kühnheit nachahmend, der auch seine Finger nicht zügeln konnte, erfrechte, sich seine Schultern mit dem Zahne zu belasten. Wie diese Beutestücke schön ihrem Aussehen nach, so zeigten sie sich in ihrer Bestimmung tadellos: verführerische Formen bot der den Augen gewährte Anblick, die Armspange aber wurde nun zur Schlange, die mit scharfem, giftigem Zahne den biss, der sie trug; [291] 291das Horn, zu einem Drachen sich ausdehnend, nahm seinem Träger das Leben; der Zahn, die Gestalt eines Schwertes annehmend, tauchte seine Schneide in das Herz dessen, der es auf seinen Schultern hatte. Die andern fürchteten ein gleiches böses Geschick und meinten, die Unschuldigen würden mit den Schuldigen umkommen; sie wagten nicht einmal zu hoffen, dass wenigstens den Unschuldigen das Leben gelassen werde. Da dann eine Thür eines anderen Raumes auf ein enges, abgeschiedenes Gemach hindeutete, fand sich eine Geheimkammer mit noch reicherem Schatze; in dieser zeigten sich Rüstungen, grösser als für menschliche Körper. Zwischen ihnen liess sich ein Königsmantel mit einem schönen Hute und ein Wehrgehänge von prachtvoller Arbeit sehen. Voller Entzücken darüber liess Thorkill der Gier die Zügel locker, setzte die Besonnenheit, die er sich vorgenommen, aus den Augen, und er, der so oft andere belehrt hatte, konnte die eigene Leidenschaft nicht mehr bändigen. Er legte seine Hand an den Mantel und machte mit seinem unbedachten Beispiele auch den andern Mut zu einem kühnen Griffe. Da fing das Gemach an, in seinen tiefsten Grundlagen zu erbeben und in unvermutetem Schwanken zu zittern. Die Frauen schrieen sofort, länger als billig dulde man die verruchten Räuber. Was nun früher halbtot und leblose Bilder geschienen, das gehorchte gleichsam den Worten der Frauen, sprang plötzlich von seinem Sitze auf und griff die Fremden mit heftigem Ansturm an; das andere erhub

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_401.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)