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VIII. Jarmerik, Snio. 377


um ihre Schwester zu rächen, [281] 281eilte er zu Jarmerik zurück und verriet ihm, dass die Hellespontier ihn angreifen wollten. Der König hielt es für sicherer, sich hinter Mauern zu bergen, als in einer Schlacht zu kämpfen und floh in die Burg, die er sich erbaut hatte. Um eine Belagerung aushalten zu können, füllte er ihre inneren Räume mit Lebensmitteln, die Bollwerke mit Streitern an. Goldglänzende Rund- und Langschilde ringsum aufgehängt schmückten den obersten Umgang des Gebäudes. Es traf sich aber, dass die Hellespontier, als sie die Teilung der Beute vornehmen wollten, eine grosse Menge ihrer Leute des Unterschleifs beschuldigten und niedermetzelten. Weil sie also einen bedeutenden Teil ihrer Mannschaft in innerem Zwiste aufgerieben hatten, meinten sie, die Erstürmung der Königsburg ginge über ihre Kräfte und wandten sich an eine Zauberin, welche Guthruna hiess. Durch ihren Zauber wurden die Vorkämpfer auf der Seite des Königs plötzlich mit Blindheit geschlagen und wandten ihre Waffen gegen sich selbst. Als die Hellespontier das sahen, brachten sie ein Schirmdach heran und besetzten zuerst die Zugänge zu den Thoren. Darauf brachen sie die Pforten auf, drangen in die Burg und hieben auf die Reihen der geblendeten Feinde ein. Bei diesem Kampflärme erschien Othin, eilte mitten in den Knäuel der Kämpfenden und gab den Dänen, die er immer mit der Liebe eines Vaters begünstigt hatte, das durch den Zauber genommene Gesicht in seiner früheren Kraft zurück. Er belehrte sie, dass die Hellespontier, die ihre Leiber gegen Waffen mit Zaubersprüchen fest zu machen pflegten, mit Kieselsteinen geschlagen werden müssten. So wurden beide Heerhaufen in wechselseitigem Blutbade aufgerieben. Jarmerik, beider Hände und Füsse beraubt, wälzte sich verstümmelten Leibes unter den Leichen. Ihm folgte Broder, wenig tüchtig, in der Herrschaft.

Nach ihm regierte Siwaldus. Dessen Sohn Snio warf sich, während der Vater sich schwach erwies, mit Eifer auf die Wikingerfahrten und erhielt nicht nur den Bestand des Landes, sondern schuf auch für die erlittenen Einbussen reichlichen Ersatz. Als er König wurde, dämpfte er den Übermut der

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_387.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)