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VIII. Siward, Jarmerik. 369


treibenden Fluss und konnte dem Götar nicht Erfolg seiner Botschaft, sondern nur den Verlauf seines Missgeschicks berichten.

Götar vermutete, dass diese That von Siward angeregt sei und schickte sich an, Rache für die Unbill mit den Waffen zu nehmen. Siward wurde von ihm in Halland besiegt, seine Schwester fiel den Feinden in die Hände, er selbst wich nach Jütland. Dort überwand er eine Schar Slaven, die ohne Führer einen Kampf wagte, in der Schlacht und gewann durch den Sieg so viel Ruhm, wie er durch seine Flucht Schande auf sich geladen hatte. Jedoch denselben Slaven, die er führerlos niedergekämpft hatte, musste er, als sie einen Führer bekommen hatten, in einer Schlacht auf Fünen weichen. Er kämpfte zwar mit ihnen noch zu verschiedenen Malen in Jütland, aber das Kriegsglück war ihm nicht hold. Deshalb verlor er Schonen und Jütland, nur die Mitte des Reichs behielt er wie Glieder eines angefressenen Körpers ohne Kopf. Sein Sohn Jarmericus wurde mit zwei kleinen Schwestern eine Beute der Feinde; die eine Schwester wurde an Norweger, die andere an Deutsche verkauft, weil die Ehen damals in der Form des Kaufes abgeschlossen wurden. So fiel das dänische Reich, das so tapfer erweitert, durch so grosse Ehrenthaten der Vorfahren verherrlicht, durch so viele Siege gehoben war, infolge der Schwäche eines Mannes aus dem höchsten Glanze des Glücks und der schönsten Blüte schmählicherweise so tief, dass es Zins zahlen musste, den es früher eintrieb. Siward aber, oft sieglos und oft schmachvoll gewichen, wollte nach den grossen Heldenthaten der Ahnen in einem so beschämenden Zustande des Vaterlandes das in Unordnung gebrachte Steuer des Reichs nicht länger lenken und suchte noch rechtzeitig sich ein glanzvolles Todesgeschick im Kampfe zu schaffen, damit nicht ein längeres Leben zum völligen Verluste der Ehre führe. Sein Herz, das die Erinnerung an sein Missgeschick nicht bannen konnte, quälte der Wunsch, seinen Kummer los zu werden durch Hingabe des Lebens; [276] 276ganz verhasst hatte ihm die Sehnsucht, seine Schande zu tilgen, das Licht gemacht. Und so zog er Truppen

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_379.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)