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360 Achtes Buch.


er mit der Ermordung des Olo verdient, bei sich in einem Beutel am Halse, um damit den zu kaufen, der ihm den Todesstreich schlage; nicht besser könne er, so meinte er, den Frevel der verletzten Majestät sühnen, als wenn er dieselbe Belohnung für seinen Tod aussetze, die für den Tod des Olo ausgesetzt gewesen war und das Gold, welches er für den Mord an einem anderen erhalten hatte, zur Vernichtung seines eigenen Lebens verwende; diese Verwendung des verbrecherischen Gewinnes hielt er für die schönste. Also mit zwei Schwertern umgürtet stützte er seine kraftlosen Tritte mit zwei Stöcken. Ein gemeiner Mann, der ihn so sah, meinte, an zwei Schwertern habe doch der Alte zu viel und bat ihn im Spotte, er sollte ihm eins davon schenken. Starkather machte ihm Hoffnung auf die [269] 269Erfüllung seiner Bitte und hiess ihn näher kommen; da aber zog er ein Schwert von seiner Hüfte und durchbohrte ihn. Das sah Hatherus, dessen Vater Lenno Starkather vordem in Reue über seinen argen Mord erschlagen hatte[1] während er Wild mit Hunden hetzte, unterbrach sein Waidwerk und wies zwei Leute aus seinem Gefolge an, rasch im Galopp auf den Alten einzureiten, um ihn zu erschrecken. Als sie gegen ihn angesprengt waren und wieder zurückreiten wollten, da wurden sie von Starkathers Stöcken abgefangen und büssten mit dem Tode. Bei diesem Anblicke wird Hather ganz bestürzt, reitet rasch näher, erkennt den Alten, ohne von ihm erkannt zu werden und fragt ihn, ob er nicht sein Schwert gegen einen Wagen umtauschen wolle. Starkather antwortete, einst habe er stets die bestraft, die ihn verhöhnt hätten, und niemals hätten ihn mutwillige Buben ungestraft verspottet; aber sein lichtloses Auge konnte nicht einmal den Jüngling an seinen Kennzeichen unterscheiden. Deshalb schloss er, um seinem grossen Unwillen einen Ausdruck zu geben, folgendes Lied an:

Wie seine Wellen der Fluss ohn’ Rückkehr wälzet zum Meere,
So ohn’ Rückkehr dahin in dem raschen Verlaufe der Jahre

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Fliesst auch das Leben der Menschen; jäh rollet das Rad des Geschickes

  1. Vgl. 26532.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_370.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)