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354 Achtes Buch.


beisetzen. Indem er so sorgsam alle Pflichten der Bestattung an dem Oheime erfüllte, gewann er sich die Gunst der Dänen und lenkte den Hass der Feinde zum Wohlwollen. Darauf wurde er von den Dänen ersucht, er möge die Hetha über die Überbleibsel des Reiches setzen; er wünschte aber nicht, dass die Kräfte der Feinde sich bald wieder ersetzten und erstarkten, deshalb trennte er vom Ganzen Dänemarks Schonen und bildete daraus eine besondere Herrschaft für Olo; nur Seeland und die andern Striche des Reichs stellte er unter Hetha. So brachte der Wechsel des Glücks das dänische Reich unter die Gewalt der Schweden. Das war das Ende der Brawallaschlacht.

Aber die Seeländer, welche Harald noch als König gehabt hatten, denen noch das Bild ihrer früheren Lage vor Augen schwebte, hielten es für schimpflich, den Befehlen einer Frau zu gehorchen und wandten sich an Olo mit dem Verlangen, er solle die, welche an den Kriegsdienst eines erlauchten Königs gewöhnt gewesen wären, nicht unter dem Joche eines Weibes lassen. Sie versprachen zu ihm abzufallen, sowie er für ihre Befreiung von der schimpflichen Dienstbarkeit die Waffen ergriffe. Olo gewährte unverzüglich ihre Bitte, bewogen durch die Erinnerung an die Machtstellung seines Grossvaters und durch die Ergebenheit der Vasallen. Darauf entbot er die Hetha zu sich [265] 265und zwang sie nicht durch Waffengewalt, sondern durch blosse Drohungen, auf alle Teile ihrer Herrschaft zu verzichten ausser auf Jütland, und auch für Jütland legte er ihr einen Zins auf, um nicht einer Frau freie Verfügung über ein Reich zu lassen. Auch einen Sohn zeugte er, den er Omundus nannte. Übrigens war er bei seinem Hange zur Grausamkeit ein so ruchloser König, dass später alle die Verschmähung der Königin (Hetha) bereuten, in deren Augen ihre Herrschaft eine Schmach gewesen war. Zwölf Herzöge, teils durch die böse Lage des Vaterlandes bewogen, teils dem Olo wegen einer älteren Sache feindlich gesinnt, bereiteten einen Anschlag auf sein Leben vor. Zu diesen gehörten Lennius, Atyla, Thottus und Vithnus; der letztere war zwar Landvogt bei den Slaven, gehörte aber seinem

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_364.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)