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334 Siebentes Buch.


Mut der Leute sich in Trägheit verflüchtigen lasse, bestimmte er, dass sie fleissig die Kunst, Hieb zu meiden und zu schlagen, von den Fechtern erlernen sollten. Einige unter ihnen, die ganz besonders geschickt in der Fechtkunst waren, schlugen mit nie fehlendem Hiebe die Augenbraue von der Stirn eines andern weg. Wenn jemand den Hieb kommen sah und aus Furcht mit dem Augenlide zwinkerte, der wurde vom Hofe verwiesen und hörte auf, Dienste zu thun.

Zu derselben Zeit führte den Olo, den Sohn des Sywardus von einer Schwester des Harald, der Wunsch, seinen Oheim zu sehen, aus Norwegen nach Dänemark. Da dieser zunächst in der Gefolgschaft des Harald gewesen, nach dem schwedischen Kriege aber Herr in Dänemark geworden ist, so entspricht es dem Plane meines Werkes, mitzuteilen, was über seine Thaten überliefert ist. Olo also verlebte die ersten 15 Jahre seines Lebens bei seinem Vater und wurde in unglaublicher Weise berühmt durch seine körperlichen und geistigen Gaben. Ausserdem war sein Blick so feurig, dass er mit den Augen an dem Feinde vollbrachte, was andere mit den Waffen vollbringen, und auch den Mutigsten durch den funkelnden Glanz seiner Augen schreckte. Als er erfahren hatte, dass Gunno, ein Jarl aus Thelemarken, mit seinem Sohne Grimo den Wald Ethascoug, der ein dichtes Unterholz und dunkle Schluchten besass, als Räuber besetzt hielt, da forderte er in Empörung über die Schandthat mit Hund und Ross eine gewöhnliche Rüstung von seinem Vater, indem er die Jugend verdammte, welche die der Tapferkeit gebührende Zeit in Unthätigkeit verstreichen lasse. Er erhielt die Waffen, untersuchte den obengenannten Wald [251] 251sehr genau und bemerkte Fussspuren von Menschen, die tief in den Schnee eingedrückt waren: den Lauf des Räubers verriet der Reif, den sein Fuss verstört hatte. Den Spuren im Schnee folgte er, stieg über eine Berghöhe und traf einen gewaltig grossen Fluss. Hier hörte natürlich die Spur auf und er beschloss, ihn zu überschreiten. Jedoch die Wassermenge, die in reissender Strömung schnell ihre Wogen dahinrollen liess, schien den Übergang schwierig oder sogar unmöglich zu machen.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_344.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)