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326 Siebentes Buch.


rühren solle, als bis es den Klang seines Schwertes von ferne höre. Als er nun, von den Gästen nicht erkannt, vor der Jungfrau stand, da dichtete er, um nicht in nackter und gewöhnlicher Rede Worte zu sprechen, die vielen verständlich wären, ein Gedicht mit dunkler Umschreibung in dieser Art:

30
Niemals fürchtet’ ich Kniffe,

Vaters Reiche verlassend,
Nicht von Plänen der Weiber,
Nicht von Listen der Frauen,
Als ich einen und zweie,

35
Drei und vier und darauf noch

Fünf und dann sogar sechse,
Dann noch sieben und achte,
Elf noch ohne Gehülfen
[246] 246Schlug als Sieger im Kampfe.
Nicht meint’ ich, dass mich träfe
Schimpf und hässliche Schande
Durch leichtfertig Versprechen,

5
Durch irrführend Gelöbnis.


 Dagegen Gurith:

In dem schwanken Bestande der Herrschaft
War das Herz ohne Halt und Vertrauen,
In der Angst ohne Zuversicht irrend;

10
Denn die Kunde von Dir war so flüchtig,

War so wechselnd im Munde der Boten,
Sie versenkte in Zweifel das Herz mir;
Dass das Schwert mir in frühesten Jahren
Dich entrissen, so bangte der Sinn mir.

15
Wie vermochte allein ich zu stehen

Gegen Alte und gegen die Meister,
Die mir wehrten mich noch zu versagen,
Die mich drängten zum Bunde der Ehe?
Doch ist glühende Liebe geblieben,

25
Und sie wird immer gleichen der Deinen,

Noch besteht das Gelübde in Ordnung,
Darum darf ich in Treue Dir nahen.

Denn bisher habe ich Dir keine Zusage gebrochen, obwohl ich in meiner Einsamkeit nicht vermochte, die von allen Seiten auf mich eindringenden Zureden zurückzuweisen und in betreff des Eingehens eines Ehebündnisses den strengen

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_336.jpg&oldid=- (Version vom 13.5.2022)