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VII. Gunnar, Regnald. 319


Höhle und überwies ihr eine entsprechende Dienerschaft mit Mundvorrat für lange Zeit. Auch Schwerter, von kunstfertigen Schmieden geschmiedet, barg er zusammen mit dem königlichen Hausrat in der Höhle; ein Schwert, das er selbst nicht mehr führen konnte, wollte er nicht dem Feinde zur Benutzung überlassen. Damit die Höhle sich nicht sichtbar über den Erdboden erhübe, liess er die ausgegrabene Erde dem festen Boden gleichmachen. Darauf zog er in den Krieg, und da er mit den altersschwachen Gliedern nicht mehr in die Schlacht gehen konnte, so arbeitete er sich mühsam vorwärts, gestützt auf die Schultern seiner Begleiter. Er kämpfte zwar mit Eifer, aber nicht mit Glück; er fiel, und sein Tod wurde seinem Lande Anlass zu einer schweren Schmach.

Um nämlich die Feigheit des besiegten Volkes durch eine schmachvolle Behandlung ohne gleichen zu bestrafen, setzte Gunnar als Regenten über sie einen Hund. Damit hat er offenbar nichts anderes bezweckt, als dass das hochmütige Volk seine Überhebung recht sichtlich bestraft sehen sollte, wenn es seinen steifen Nacken vor dem Beller beugen musste. Um die Schmach voll zu machen, bestellte er Statthalter, die in des Hunden Namen alle öffentlichen und besonderen Angelegenheiten besorgen sollten. Auch bestimmte er den Adel in fester Reihenfolge zu beständigem und dauerndem Hofdienste bei dem Hunde. Er bestimmte ferner: wenn einer von den Höflingen sich widerwillig zeige im Dienste seines Herzogs und nicht seinen Sprüngen hin und her mit hochachtungsvoller Ergebenheit nachlaufe, der solle mit Verlust von Gliedern büssen. Er legte dem Volke auch eine zwiefache Abgabe auf, die eine aus den Herbstvorräten, die andere im Frühjahre zu zahlen. So wurde den Norwegern der Hochmut ausgetrieben, und sie mussten deutlich die Schäden ihres Stolzes sehen, da er zum Gehorsam gegen einen Hund gezwungen war.

[241] 241Als aber Gunnar erfuhr, dass die Tochter des Königs in einem weit entlegenen Verstecke geborgen war, strengte er sich mit allen Geisteskräften an, sie auszuspüren. So kam

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_329.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)