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288 Siebentes Buch.


ein. Auch haderten ihre Frauen Sygne und Ulwilda, von denen die eine die Tochter des Schwedenkönigs Sywardus, die andere die Tochter des Karolus, des Statthalters von Götland war, um den Vorrang der edleren Geburt und störten dadurch das Zusammenleben ihrer Gatten. So kam es, dass Harald und Frotho den gemeinsamen Haushalt abbrachen, [217] 217den Hausrat teilten und sich mehr durch den Zwist des Frauenhaders, als durch die Pflichten der Bruderliebe bestimmen liessen.

Frotho gewann aber auch die Ansicht, dass er durch den Ruhm seines Bruders an Ansehen einbüsse und ihm Missachtung erwachse; deshalb liess er ihn durch einen seiner Diener heimlich töten, weil er von dem an Tüchtigkeit übertroffen werde, dem er an Alter vorgehe. Damit aber sein Verbrechen nicht von dem Eingeweihten verraten würde, liess er nach vollbrachter That das Werkzeug der Heimtücke auch unbemerkt aus dem Wege räumen. Um ferner an seine Unschuld glauben zu machen und jeder Anschuldigung zu entgehen, liess er des weiteren nachforschen, welcher Umstand denn in aller Welt dem Bruder ein so unerwartetes Ende bereitet hätte. Jedoch konnte er durch diese mannigfachen Kunstgriffe nicht erreichen, dass ihn nicht im Stillen die Ansicht des Volkes als den Mörder bezeichnete. Als er später auch an Karl die Frage richtete, wer wohl den Harald erschlagen hätte, antwortete dieser, er frage da mit Verstellung nach einer ihm wohlbekannten Sache. Durch diese Worte bereitete er sich die Todesursache; denn Frotho schloss ganz richtig, dass ihm versteckt Brudermord vorgeworfen wurde.

Als darauf Haraldus und Haldanus, die Söhne des Harald von der Sygne, der Tochter Karls, von ihrem Oheime zum Tode geschleppt werden sollten, da wurde von ihren Behütern ein schlaues Mittel ausgedacht, ihre Pflegebefohlenen zu retten. Sie banden sich nämlich abgehauene Wolfsklauen unter ihre Sohlen und durchfurchten den Lehmboden rings um ihr Haus und die schneebedeckte Fläche hin und herlaufend, um den Schein zu erwecken, als seien da Raubtiere eingebrochen. Darauf schlachteten sie Kinder von Mägden ab, zerrissen die Körper in Stücke und streuten die Fetzen der Glieder

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_298.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)