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VI. Starkather, Helgo. 263


einzeln kämpfen wollte, glaubte er seine Gegner mit Worten und dann erst mit den Waffen verächtlich machen zu sollen. Als nun der Kampf begonnen, streckte er sechs von ihnen nieder, ohne selbst eine Wunde zu bekommen; auch die drei übrigen that er, wie ihre Brüder, ab, obwohl sie ihm siebzehn [197] 197schwere Wunden schlugen, so dass der grösste Teil der Eingeweide aus dem Bauche fiel. Da er so ohne Eingeweide, mit gebrochener Kraft, von heftigem Durste gequält wurde, da kroch er auf den Knieen heran in seinem Verlangen nach einem Trunke und wollte sich das Wasser eines in der Nähe fliessenden Baches nehmen. Als er ihn aber mit Blut verunreinigt sah, da erregte ihm der Anblick des Wassers Ekel, und er versagte sich den schmutzigen Trank. Anganturus nämlich lag langhingestreckt in dem Wasser des Baches und hatte das Bachbett dermassen mit seinem Blute besprengt, dass es nicht mit Wasser, sondern mit einer rosenfarbenen Flüssigkeit gefüllt schien. So hielt es denn Starkather für schöner, seine Leibeskräfte schwinden zu sehen, als sie durch einen so schnöden Trunk zu stärken. Als daher seine Kraft beinahe aufgezehrt war, schleppte er sich auf den Knieen bis zu einem Steine, der in der Nähe lag und lehnte sich ein wenig an ihn. Noch heute sieht man seine Oberfläche ausgehöhlt, als wenn sie das Gewicht des sich Anlehnenden mit einem deutlichen Eindrucke des Körpers gekennzeichnet hätte. Ich denke, diese Erscheinung ist von Menschenhand künstlich hervorgebracht; denn es übersteigt doch wohl alle Wahrscheinlichkeit, dass ein harter Stein, den man nicht schneiden kann, sich wie weiches Wachs verhalten haben sollte, so dass er nur infolge der Berührung des sich daran stützenden Mannes das Bild eines menschlichen Sitzes sehen liess und auf die Dauer eine Aushöhlung bekam.

Als nun einer, der zufällig auf einem Wagen vorbeifuhr, den Starkather fast am ganzen Körper verwundet sah, da lenkte er, von Schauder wie von Bewunderung ergriffen, sein Gefährt näher und fragte, wie er ihm lohnen würde, wenn er ihm seine Wunden heile. Jedoch Starkather wollte lieber von seinen bitteren Wunden gequält werden, als die Dienste

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_273.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)