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234 sechstes Buch.


vorgebauten Wall auf einer Leiter, die er an den Damm legte, zu übersteigen. Als er hoch gekommen die Zinnen mit der Hand fassen konnte, stieg er leise hinein und ging leichten Schrittes auf den Fussspitzen zu dem Hause, in dem die Räuber schmausend sassen, [175] 175ohne dass die Wachen ihn entdeckten. Als er den Saal des Hauses erreicht hatte, nahm er seinen Standort unter dem Schutzdache, das das Thor überragte. Die Männer verlockte das Gefühl der Sicherheit, das aus der Festigkeit der Schanze entsprang, zu einem Rausche; denn sie meinten, dass der reissende Wasserlauf, über den man weder schwimmend noch mit einem Kahne kommen konnte, ihre Festung ganz unzugänglich mache; keine Stelle im Flusse bot nämlich eine Furt zum Durchkommen. Da sagte Biorn, von der Heiterkeit des Gelages erfüllt, es sei ihm im Traume ein Tier erschienen, aus den Gewässern auftauchend, das schreckliche Flammen aus seinem Maule spie und alles in eine ununterbrochene Feuersbrunst hüllte. Deshalb meinte er, man müsse die Verstecke auf der Insel absuchen und sich nicht zu sehr auf die natürliche Beschaffenheit des Platzes verlassen: allzugrosse Voraussetzung[WS 1] von Sicherheit könne über die Unvorsichtigen das volle Verderben bringen. Denn nichts sei durch seine Lage so fest, dass ihm der einfache Schutz der Natur genüge, wenn menschliche Arbeit fehle. Man müsse sehr auf der Hut sein, dass nicht die Ankündigung seines Traumes durch leidvollen Untergang wahr gemacht würde. Daher verliessen alle die Schanze und spürten die Insel ihrem ganzen Umfange nach ab; da fanden sie das Ross und mutmassten, Fridlew sei in den Gewässern des Flusses umgekommen. Das Ross aber führten sie, weil sie glaubten, es sei durchgeschwommen, nachdem sein Reiter abgeworfen worden, gleichsam als einen Boten von dem Tode des Königs voller Freude zum Thore hinein. Biorn aber, den immer noch die Erinnerung an sein Traumbild in Schrecken hielt, mahnte sie, Wache zu halten, weil er glaubte, dass man die Vermutung einer Gefahr immer noch nicht mit Sicherheit aufgeben dürfe. Er selbst ging, um Ruhe zu suchen, in sein Schlafgemach; die Erscheinung


  1. Vorlage: Voraussetzuug
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_244.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)