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232 Sechstes Buch.


und die sie mit einer Leitung durch Seile so handhabten, dass sie bald wie mit einer beweglichen Angel sich drehend einen Weg über den Fluss bot, bald durch einen verborgenen Zug an den Seilen nach oben zurückgezogen der Thüre als Deckung diente. Es waren aber diese Männer frisch an Geist, kräftig in jugendlichem Alter, hervorragend an Leibesbeschaffenheit, berühmt durch Siege über Riesen, geschmückt mit den Trophäen überwundener Völker, reich durch Beute. Einiger Namen habe ich beigefügt, die andern hat die Zeit vergessen lassen: Gerbiorn, Gunbiorn, Armbiorn, Stenbiorn, Esbiorn, Thorbiorn und Biorn. Der Letzte soll ein riesengrosses Pferd besessen haben, schnell wie ein Vogel, so dass es, während andere nicht über den Fluss kommen konnten, allein ohne Ermüdung durch den rauschenden Strudel schwimmen konnte. Der Fluss hat eine so reissende und jähe Strömung, dass die Tiere ihre Kraft zu schwimmen verlieren, und er sie zu Grunde gehen lässt. Denn er kommt herab von hohen Berggipfeln, und während er über steilabfallende Berglehnen sich an Felsblöcken bricht, fällt er in die Thaltiefe mit vielfach vermehrtem Brausen des Wassers; jedoch obwohl er immer wieder auf seinem Laufe von Felsblöcken zurückprallt, behält er seine schnelle Strömung gleichmässig bei. Daher steigt aus dem ganzen Zuge des Flussbettes, da die Wogen gleichförmig in Aufruhr gesetzt sind, überall weisser Schaum auf. [174] 174Aber wo er, der Felsenenge entkommen, in breiterem Bette sich ausdehnt, da bildet er aus einem Felsen auf seinem Wege die Insel. Ein abschüssiger Bergzug ragt auf beiden Seiten in die Höhe, reich bestanden mit allerlei Bäumen, deren Vorbau den Fluss aus der Ferne nicht sehen lässt. Weiter hatte Biorn einen ungemein wilden Hund, ein äusserst bissiges Tier und für Menschen im Verkehre gefährlich, der oft allein zwölf Männer niedergerissen hat. Jedoch da ich nicht Erlebtes berichte, sondern nur Überliefertes, so mag der Leser selbst entscheiden, ob er das glauben will. Dieser Hund also war, wie die Sage berichtet, einst der Lieblingshund des Offotus und bewachte das Vieh des Riesen auf der Weide.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_242.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)