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den Vectorgrössen gehören. Kommen mehrere derartige Grössen in Betracht, wie z. B. in der electromagnetischen Lichttheorie die dielectrische Polarisation, die electrische Kraft, die magnetische Kraft, oder gar die früheren Vectoren und , so haben wir uns vorzustellen, dass für einen bestimmten Körper, bei gegebener Strahlenrichtung, relativer Schwingungszeit und Translation, diese Vectoren sämmtlich durch einen derselben bestimmt seien. Es wird deshalb genügen, einen der Vectoren zur Betrachtung auszuwählen. Wir nennen diesen den Lichtvector und führen folgende Voraussetzungen ein, in denen theils eine Hypothese über die Natur der Körper und des Lichtes, theils eine Beschränkung in der Wahl des Lichtvectors liegt.

1°. Besteht in einem System von Körpern ein Bewegungszustand, bei dem die Componenten des Lichtvectors gewisse Functionen der relativen Coordinaten und der Zeit t sind, so stellen auch die Functionen, die sich ergeben, wenn man t durch –t ersetzt, Werthe der Componenten dar, welche einer möglichen Bewegung entsprechen. Nur hat man bei dieser Umkehrung der Bewegungen auch die Geschwindigkeit umzukehren.

2°. Man gelangt gleichfalls zu einer möglichen Bewegung, wenn man das Spiegelbild einer beliebigen, gegebenen Bewegung in Bezug auf eine ruhende Ebene nimmt, und zwar in der Weise, dass man sowohl die Translationsgeschwindigkeit, als auch sämmtliche Lichtvectoren durch die Spiegelbilder ersetzt.

Haben wir es mit dem reinen Aether zu thun, so entsprechen wir diesen Voraussetzungen, wenn wir die dielectrische Verschiebung als Lichtvector wählen.

§ 98. In einem polarisirten Lichtbündel ist der Lichtvector an allen Stellen einer bestimmten Geraden parallel; er lässt sich in drei zu einander senkrechte Componenten zerlegen, deren erste die Richtung des Strahles hat, während die zweite in der Einfallsebene liegt und die dritte senkrecht auf derselben steht. Da nun die Eigenschaften eines polarisirten Bündels, ausser von der Intensität und Schwingungsdauer, nur noch von einer Grösse — etwa dem Azimuthe des Polarisators — abhängen, so müssen die Verhältnisse zwischen den genannten Componenten ganz bestimmte Werthe haben, sobald das Verhältniss zwischen der zweiten und dritten gegeben ist; dieses eine Verhältniss