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entgegengesetzte Veränderungen der Dimensionen compensirt werden können.

Nimmt man an, dass der in der Richtung der Erdbewegung liegende Arm um

kürzer sei als der andere, und zugleich die Translation den Einfluss habe, der sich aus der Fresnel’schen Theorie ergibt, so ist das Resultat des Michelson’schen Versuches vollständig erklärt.

Man hätte sich sonach vorzustellen, dass die Bewegung eines festen Körpers, etwa eines Messingstabes, oder der bei den späteren Versuchen benutzten Steinplatte, durch den ruhenden Aether hindurch einen Einfluss auf die Dimensionen habe, der, je nach der Orientirung des Körpers in Bezug auf die Richtung der Bewegung, verschieden ist. Würden z. B. die der Bewegungsrichtung parallelen Dimensionen im Verhältniss von 1 zu , und die zu derselben senkrechten im Verhältniss von 1 zu geändert, so müsste

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sein.

Es bliebe hierbei der Werth einer der Grössen und unbestimmt. Es könnte sein, aber auch , oder , und .

§ 91. So befremdend die Hypothese auch auf den ersten Blick erscheinen mag, man wird dennoch zugeben müssen, dass sie gar nicht so fern liegt, sobald man annimmt, dass auch die Molecularkräfte, ähnlich wie wir es gegenwärtig von den electrischen und magnetischen Kräften bestimmt behaupten können, durch den Aether vermittelt werden. Ist dem so, so wird die Translation die Wirkung zwischen zwei Molecülen oder Atomen höchstwahrscheinlich in ähnlicher Weise ändern, wie die Anziehung oder Abstossung zwischen geladenen Theilchen. Da nun die Gestalt und die Dimensionen eines festen Körpers in letzter Instanz durch die Intensität der Molecularwirkungen bedingt