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Nachdem wir uns an dem märchenhaften Anblicke dieses glitzernden Salzpalastes ergötzt, erloschen wieder die Zauberstrahlen; Finsternis umgab uns wieder, nur spärlich von den lodernden, rauchenden Grubenlichtern durchbrochen.

Wir durchschritten einige hohe Thore in den riesigen Stützpfeilern dieser aneinander gereihten ungeheuren unterirdischen Gewölbe (Firste) und gelangten schließlich wieder zu dem Schachte, in welchem sich der Fahrstuhl auf- und niederbewegt.

Nach längerem Warten in dem ziemlich heißen Schachtraume stiegen wir im Fahrstuhle wieder zum rosigen Tageslichte, zur erfrischenden Luft empor.

Schade, daß der ungemein geschäftige und wortreiche Portier, der unsere Toilette besorgt hatte, kein Amateurphotograph ist.

Wir machten den Mann dringend darauf aufmerksam, wie sehr es den fremden Besuchern der interessanten Salzgänge und Salzgewölbe willkommen sein müßte, wenn sie ein Bild ihrer abenteuerlichen Ausstaffierung à la Lump oder Stromer mit nach Hause nehmen könnten.

Der Mann begriff den Vortheil, der seiner Privatcasse daraus erwachsen müßte und versprach es, sich zu bessern.

Doch was haben wir von diesem Vorsatze? Unsere Lumpenerscheinung wurde nur in das Album der Erinnerung eingerahmt. Allerdings so schnell wie manche Momentphotographie verblaßt die Erinnerung nicht!

Der Abend des 13. August war angebrochen und damit der „große Vortrag“ auf das Programm gesetzt, welchen ich vor einer auserlesenen Schar über Volapük zu halten versprochen hatte. Es war mir ein erhebendes Gefühl, diesen eifrigen Freunden der Weltsprache und den Gästen, die aus weit und breit gekommen waren, sich über Volapük zu informieren, die Vorgeschichte der genialen Erfindung Schleyers, das so ungemein einfache und durchaus logisch ausgearbeitete System der Sprache, die Bedeutung derselben für Handel, Wissenschaft, Sammelwesen, erheiternde Correspondenz, geschäftliche Anfragen u. s. w. auseinander zu setzen und dem durch die unzähligen Ausnahmen, durch die Aussprache, durch den complicierten Apparat der Grammatik so unendlich schwierig gemachten Studium der modernen Sprachen gegenüberzustellen, sowie auf die Vermeidung der in den lebenden Nationalsprachen unvermeidlichen Dialectbildung, der z. B. in Deutschland, den Norden vom Süden selbst bis zur Unverständlichkeit trennt, aufmerksam zu machen.

Die angeführten, drastischen Beispiele, wie z. B. das classische „Rama duri, rama dama, rama dan’s“, wodurch der Berliner

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Cz: Eine Volapüktour. Gebrüder Schencker, Staßfurt 1898, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Volap%C3%BCktour.djvu/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)