Seite:Eine Volapüktour.djvu/3

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Leipzig und seine Ausstellung.

Mit dem letzten Becher 59°R. heißen Sprudels brühte ich die Na2SO4+ u. s. w.-Berichte aus Karlsbad ab und wie daselbst sehr viel heißes Sprudelwasser zum Abbrühen von Hühnern u. s. w. verwendet wird, wodurch besonders bei gewissen Vierfüßlern eine Art Häutungsproceß eingeleitet wird, so daß die Borsten davon fliegen, so häutete sich auch mein Reisebericht und statt der chemischen Sprudelsalz-Formel steht jetzt obiger Titel obenan, da ich doch für Volapük keine chemische Formel anzusetzen vermag.

Nach herzlichem Abschiede von meinem Volapükfreunde und Hauswirte und dessen Familie in Karlsbad vertraute ich mich wieder der Buschtiehrader Bahn an und konnte diesmal bequem sitzen.

In Eger, dem vielgenannten, wurde rasch ein Glas „Pils“ gestochen, jetzt war ja für das edle helle Naß die Bahn frei; dann ging es über Franzensbad fort an die bayrische Grenze, in Veitersreuth fand im Coupé die Gepäcksvisitation durch die bayrischen Finanzorgane in äußerst coulanter Weise statt, nur ein Herr hatte Anstände, indem er für vier von Karlsbad mitgeschleppte Weinflaschen 2.30 Mark Zoll zahlen mußte; unterdessen wurden aus den Gepäckwaggons die riesigen Kofferleviathans ausgeladen und am Perron zusammengeschleppt, wo dann eine sehr eingehende Visitation stattfand unter mancherlei Protesten und Lamentos der Damen, welche ihre Toilettegeheimnisse da den frivolen Amtsgriffen ausgesetzt sahen. Sie hatten es eben unterlassen, in Karlsbad selbst vor der Abreise die zollämtliche Untersuchung vornehmen zu lassen. Dafür mußten wir alle mit 20 Minuten Verspätung büßen.

Bei herrlichstem Wetter langte ich in der Metropole des deutschen Buchhandels, in Leipzig, an und wurde mit einem herrlichen Volapükgruße von zwei Herren des dortigen Volapükvereines empfangen, die sich sofort mit meinem Reisegepäcke beluden und mich in das für mich ausgewählte Quartier im Hotel ‚Deutsches Haus‘ am Königsplatze führten, wo, wie mir der Besitzer des Hotels sofort mitteilte, stets Grazer abzusteigen pflegen. Da es noch früh am Nachmittage war, wurde nach einem Willkomm-„Pils“ ein Rundmarsch durch Leipzig angetreten. Ich lernte da diese Stadt als eine wahre Stadt neuer Paläste kennen.

Empfohlene Zitierweise:
Cz: Eine Volapüktour. Gebrüder Schencker, Staßfurt 1898, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Volap%C3%BCktour.djvu/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)