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nie zur Abhaltung eines Abend-Concertes bewilligten Hofgartens, gestattet.

Die Dresdner fanden sich auch in enormer Zahl ein. Es regnete förmlich Markstücke an der Casse. In dem herrlichen Garten spielten fünf Musikbanden; auf der Terrasse vor dem Palais, dessen Gartenthor mit einem roten Sammtbaldachin überdacht war, producierte sich der Männergesangverein ‚Orpheus‘.

In den schattigen Laubgängen waren Buden für Verkauf von Genußmitteln, Bier, Wein, belegten Broten, süßem Naschwerk und dergleichen errichtet und fanden zahlreichsten Zuspruch und Absatz. Ein reichdotierter Glückshafen lockte für 30 Pfennige sich die Gunst Fortunas zu sichern. In kurzer Zeit fand man den Boden in der Nähe des Glückshafens und der Schaubude für die Gewinste mit zahllosen Nietenpapieren wie beschneit, während die glücklichen Günstlinge der wetterwendischen Glücksgöttin siegesstolz durch die wogende Menschenflut sich drängten.

Abends erstrahlte der ganze große Garten von zahllosen Lichtern, leuchtenden Ballons, Lampions, elektrischen Sonnen, und selbst der Rasen an dem Saume der verschlungenen Wege erglänzte von einer Kette dicht aneinandergereihter Lämpchen. Es war ein feenhafter Anblick, dessen Zauber sich noch steigerte, als auf der Elbe drei große Dampfer in vollster Illumination gerade dem Garten gegenüber hielten.

Jede Contoure der Schiffe war durch unzählige Lämpchen am Abendhimmel gezeichnet, während an den Tauen, die von den Mastspitzen niederlaufen zum Vorder- und Hintertheile des Schiffes, rote Lampions leuchteten.

Es war ein genußreicher Abend, und ich hoffe, den armen Ueberschwemmten wird auch ein reichlicher Zuschuß erflossen sein.

Noch ein freundlicher Volapük-Verkehr im „italienischen Dörfchen“ an der Elbe, und der Tag war zu Ende.

Auch meine Tour nahte sich dem Ende. Nachdem ich am nächsten Vormittag noch den Einwohnern des zoologischen Gartens einen Besuch abgestattet und mich dabei nicht wenig amüsiert hatte, setzte ich mich zum Abschlusse der diesjährigen Ferientour zum letztenmale in den Waggon, um die 827 Kilometer, welche mich noch von Graz trennten, in einem „Schnitte“ abzuthun.

Befriedigt sowohl von meiner Cur in Karlsbad, wie von den Erfahrungen, die ich bei meinen Volapükbesuchen gemacht, traf ich in meinem Heim ein. Danke herzlich für die freundliche Reisebegleitung! Lifö!

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Cz: Eine Volapüktour. Gebrüder Schencker, Staßfurt 1898, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Volap%C3%BCktour.djvu/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)