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I.

Als Martin Luther seine Augen schloß in Eisleben, wo er geboren war, am 18. Februar 1546, einem Donnerstag früh zwischen 2 und 3 Uhr, da galt eines seiner letzten Worte noch der Sorge für die Kirche. Er erinnerte daran, daß der Papst das Evangelium noch immer stark anfechte. Er pries Gott dafür, daß er ihm seinen Sohn geoffenbart habe, den er geliebt, gelobt und für den er gezeugt habe. Nach Luthers Tod folgten dann auch, wie wir schon sagten, zunächst schwere Zeiten für die Kirche der Reformation, doch traten auch wieder bessere Zeiten ein, als das Bekenntnis durch die Konkordienformel und das Konkordienbuch zum Abschluß gelangt war. Eine stattliche Anzahl von Reichsstädten, Fürsten und Theologen hatten sich zu demselben bekannt und während der Regierungszeit Max II. sind neun Zehntel Deutschlands dem Evangelium zugetan gewesen. Das ganze Bamberger und fast das ganze Würzburger Bistum war tatsächlich evangelisch. Steiermark, Kärnten waren evangelische Länder. Noch im Jahre 1599 traf es sich, daß als der der Erzherzog Ferdinand unseligen Angedenkens (der Urheber des 30jährigen Krieges) in Graz in Steiermark weilte, er ganz allein das Abendmahl nach katholischer Form suchte, während alle anderen es nach evangelischer empfingen. Freilich war damals in mancher Hinsicht schon der Höhepunkt überschritten. Wir sprachen gestern von der sogen. katholischen Restauration im Zusammenhang mit der inneren Kräftigung, die der Katholizismus durch Nachwirkungen der Reformation in sich selbst erfahren hat. Es begannen die päpstlich gesinnten Landesfürsten, von ihrem Recht Gebrauch machend, die schon eingeführte Reformation wieder abzuschaffen. Seit 1584 regierte in Würzburg der Bischof Julius Echter, der zuerst gedacht hatte, aus seinem Bistum ein weltliches Fürstentum im Anschluß an die Reformation zu gestalten. Dann aber als er sehen mußte, daß ihm das nicht gelingen konnte (nach Vorgang Kölns), ist er einer der gewaltsamsten Gegen-Reformatoren geworden und hat unsere unterfränkischen Landesteile mit Gewalt zum Katholizismus zurückgeführt. Im Jahre 1609 wurde die evangelische Reichsstadt Donauwörth durch Maximilian von Bayern zur katholischen Kirche gezwungen. Im Jahre 1613 trat der Erbprinz Wolfgang Philipp von Pfalz-Neuburg zur katholischen Kirche über. Sein treu lutherischer Vater Philipp Ludwig, der das Jahr darauf starb, sagte sterbend zu seiner Umgebung: „Mir geht es nun gut, euch aber sehr übel.“ Der ganze Landstrich in der Mitte Bayerns von der württembergischen Grenze bis zur Grenze Böhmens ist damals evangelisch gewesen und wieder dem Katholizismus zugeführt worden. Im 30jährigen Krieg wurde zwar Religionsfreiheit für die evangelischen Reichsstände erkämpft, aber freilich Fortschritte hat das Evangelium nicht mehr machen können, nur Rückschritte. Nur vorübergehend konnte Gustav