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eintritt und Opfer darbringt. Das führt uns weiter zur Sakramentslehre. Da tat die römische Kirche wiederum gewaltig viel hinzu. Aus den beiden Sakramenten, die der Herr eingesetzt hat, machte sie sieben und die Bedeutung des Sakramentes steigerte sie in gefährlicher Weise. Von der Taufe lehrt sie, daß durch sie die Erbsünde im Menschen getilgt wird, was nicht richtig ist. Beim heiligen Abendmahl begnügt sie sich nicht mit der Vereinigung der irdischen Elemente und der himmlischen Güter, sondern steigert sie zu einer Wandlung und läßt diese Wandlung eine unblutige Wiederholung des Opfers Christi sein. Da tut sie zu dem einen vollkommenen Opfer Christi noch das täglich zu wiederholende Meßopfer hinzu, wodurch das vom Herrn gestiftete heilige Mahl etwas völlig anderes geworden ist.

Im evangelischen Volk ist man gewohnt von der Dummheit der Katholiken und ihrer Lehranschauung zu reden. Das ganze System ist aber höchst klug angelegt. Es ist darauf berechnet, den einzelnen Christen in steter Abhängigkeit von der Kirche und ihrem Amt zu halten. Damit hängt es auch zusammen, daß die römische Kirche nicht will, daß der Einzelne unmittelbar und völlig seines Heilstandes gewiß werde; er braucht immer wieder die Lossprechung des Priesters. Eine Mahnung allerdings kann uns dieser römische Lehrbegriff doch wieder sein, nicht nur den Gedanken der Kirche zu stärken, sondern auch eine Mahnung, den Glauben in guten Werken ernstlich zu beweisen.


II.

Wir kommen nun zu der Scheidung von der schweizerischen Reformation. Von dem ersten, der in der Schweiz als Reformator auftrat, von Zwingli sei nur bemerkt, daß er von 1484 bis 1531 gelebt und im Jahr 1519, ernstlicher 1522 eine Reformation in Zürich begonnen hat. Er war anfangs mehr gegen äußere Mißbräuche im Volksleben aufgetreten, gegen die Wallfahrten, die ihm mit Recht ein sozialer Schaden zu sein schienen und gegen das Reislaufen, wie man das Laufen der Schweizer in fremde Kriegsdienste nannte. Nach einer schweren überstandenen Krankheit hat er die Reformation auch auf das geistliche Gebiet ausgedehnt. Calvin lebte von 1509-1564 und hat in Genf gewirkt erstmals von 1534 an. Nach 2 Jahren um seiner großen kirchlichen Strenge willen von dort vertrieben, 1541 zurückgerufen, betätigte er von dem an sein dortiges Reformationswerk. Ob Luther die Schriften Calvins, die zum Teil französisch geschrieben waren, näher gekannt hat, wissen wir nicht. Bekannt ist nur, daß er ihm einmal einen Gruß sagen ließ. Calvin trat anfangs als Anhänger, als Schüler Luthers auf, mehr im Gegensatz zu Zwingli, bis er später seine im Grund diesem gleiche Gesinnung mehr an den Tag legte. Wir wissen schon, daß