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danken können. Nun war ihr dadurch der Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit ermöglicht. Wieviel Trost ist in die Herzen gegossen worden, wieviel Anleitung auch zum Gebet gegeben!

Wir könnten neben den Liedern noch die Gebete der Reformation nennen, von denen wir Luther selbst eine Anzahl tiefer und doch einfacher Gebete zu danken haben. Der Anfang der Gebetbücher unserer Kirche geht auch auf die Reformationszeit zurück. Nur Festgebete hatte man damals noch nicht; es sollte anfänglich immer das Sonntagsgebet gebraucht werden. Das sind die Elemente, die Grundbestandteile des evangelischen Gottesdienstes, welche die Kirche der Reformation von Gott geschenkt erhielt und die sie dann den Christen darbot. Es handelte sich nun darum aus diesen Elementen den Gottesdienst richtig auszugestalten.


III.

Von der Ausgestaltung des Gottesdienstes der Kirche der Reformation haben wir noch zu reden, nur daß wir gleich bedauernd sagen müssen, daß die Ausgestaltung dem Anfang, der die Hauptbestandteile bot, nicht ganz entsprochen hat. Es steht auch die Gottesdienstordnung unter dem Wechsel der Zeit und hat an der menschlichen Unvollkommenheit teil. Zu einer einheitlichen Gestalt der Gottesdienstordnung konnte es bei dem ganzen Gang der Reformationswerkes nicht kommen und sollte es auch nach Gottes Willen nicht.

Erst wurden gelegentlich einzelne Ordnungen für gottesdienstliche Handlungen dargeboten und erst in den 30er Jahren des Reformationsjahrhunderts, nach dem Religionsfrieden zu Nürnberg von 1532, folgten die ausführlichen Kirchenordnungen, wie die schon erwähnte Brandenburg-Nürnbergische, von Brenz verfaßt. Neben ihm ist Bugenhagen Verfasser vieler evangelischer Kirchenordnungen, wodurch er sich ein ansehnliches Verdienst erworben hat. Das erste, was Luther herausgab als Gottesdienstordnung ist das Taufbüchlein. Es lag ihm viel daran, daß die Taufe nicht so leichtsinnig und sinnlos vollzogen werde. Davon, daß bei der Taufe so andachtslos verfahren wurde, kommt, wie er sagt, nicht zum geringen Teil das Verderben der Kirche her; denn, wenn auch die Gültigkeit der Taufe nicht auf der Andacht der Teilnehmer beruht, sondern auf dem Wort der Stiftung Jesu Christi, so ist es doch keine Frage, daß, wenn es mechanisch hergeht, die Wertschätzung heruntergedrückt wird. In der ersten Ausgabe des Taufbüchleins sind noch mancherlei Zeremonien beibehalten, die er in der 2. Ausgabe getilgt hat. Ein sehr schönes Gebet von der Bedeutung des Wassers ist offenbar von Luther selbst, da es sich nirgends anders vorher nachweisen läßt. – Merkwürdig bleibt, daß in Luthers Taufbüchlein die Einsetzungsworte der Taufe nicht vollständig zur Verlesung kommen. Nach