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rein äußerlich einfach als Zweckverbände ansehen. Es bestehe nun einmal, sagt er, der Gegensatz zwischen Modernen und Gläubigen. Dieser Gegensatz kann nicht tief genug gefaßt werden; er ist unüberbrückbar. Wie soll man aber helfen? Die Modernen treten nicht auf der Kirche aus, die Gläubigen werden auch nicht im Sinne haben den Modernen so leicht das Feld des gegenwärtigen Kirchenbestandes zu überlassen. So nehme man, meint Zöllner, eben den gegenwärtigen Zustand als gegeben an; man benütze die Gotteshäuser nebeneinander; man halte das Kirchengut gemeinsam, man stelle sich gemeinsam unter das Schutzdach des Verfassungswesens der Kirche, die wieder die staatliche Gewalt hinter und neben sich hat. Auf diese Weise, meint er, könne man am leichtesten über die gegenwärtige Schwierigkeit des Verhältnisses zwischen Modernen und Gläubigen hinüberkommen. Ja freilich damit wäre der tatsächliche Zustand, wie er, Gott sei’s geklagt, gegenwärtig an nicht wenig Orten vorhanden ist – daß eben moderne und positive Geistliche in derselben Stadt, an derselben Gemeinde amtieren und predigen – der wäre damit als der rechtmäßige anerkannt. Es bleibt aber ein großer Unterschied, ob man etwas tatsächlich Bestehendes als bedenklich erkennt, es bestreitet, bekämpft, sich ernstlich dagegen verwahrt, wenn man mit dem Kampf dagegen nicht immer durchgreifen kann, oder ob man es geradezu anerkennt. Mit diesem Vorschlag Zöllners wäre die Gleichberechtigung verschiedener Glaubensrichtungen in der Kirche anerkannt und die sichtbare Kirche – das möchte ich betonen – wäre damit aufgegeben. Hier steht warnend das Beispiel dieser Reformatoren vor der Reformation da; die bei all ihrer rechten Erkenntnis von der Alleingültigkeit der Schrift und von dem alleinseligmachenden Glauben doch keine Reformatoren der Kirche geworden sind und werden konnten, weil sie den richtigen Begriff von der Kirche, von der sichtbaren Kirche nicht besaßen. Nun da Luther von Gott erweckt worden war, war das auserwählte Rüstzeug für die Reformation der Kirche vorhanden. Hus z. B. erklärte die Kirche für die Gesamtheit der zum Leben, zur Seligkeit Prädestinierten, das führt mit Notwendigkeit einer Sekte zu oder zu fanatischem Wesen, wie es bei einem Teil der Anhänger des Hus nach seinem Tode hervorgetreten ist. Luther erkannte je länger je mehr die richtige Antwort auf die Frage, wo und wodurch die Kirche sichtbar sei, nämlich durch Wort und Sakrament. In ihnen wirkt der heilige Geist und wo Gottes Wort und Sakrament rein und lauter gelehrt wird, da haben wir die Gewißheit, daß da die wahre Kirche ist, des heiligen Geistes Werk und des heiligen Geistes Werkzeug zugleich. Darum konnte Hus kein Reformator der Kirche werden, aber Luther ist es geworden, nachdem nun auch die von Gott gewollte und bestimmte Zeit dazu erschienen war.

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