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ihm etwas Besseres, Nüchternes entgegenzusetzen, so verschwand er allmählich. Reste desselben hielten sich länger; die Gedanken sind, wie gesagt, immer wiedergekehrt. Schon hier sehen wir den Versuch unternommen, der größer werdenden Kirche eine kleinere und reinere Gemeinschaft entgegenzustellen. Nun kam aber die Zeit, wo die Kirche mit Recht eine Großkirche genannt werden konnte, das war die Zeit nach dem Uebertritt des Kaisers Konstantin zum Christentum. Da ist freilich viel weltliches Wesen in die Kirche eingedrungen. Man muß es. der Kirche lassen, daß sie möglichst dagegen wirkte, wie denn die Kirchenversammlung in Nizäa bestimmte, daß die Zeit des Katechumenats, der Vorbereitung auf die Taufe, 3 Jahre dauern müsse, um den zu starken Zustrom der Heiden und ihre oft nur äußerliche Zuwendung zum Christentum möglichst einzudämmen. Gegenüber der wirklich groß und mehrfach weltförmig gewordenen Christenheit tritt nun eine neue Erscheinung auf, die bezeichnend für alle Zeiten geblieben ist: der Donatismus. Er trat in Nordafrika auf und knüpfte an die Reste des Montanismus an. Der Bischof Mensurius von Karthago und sein Archidiakon Cäcilianus wurden der Verleugnung in der Verfolgung unter Diokletian angeklagt. Sie hätten zu denen gehört, die die heiligen Bücher auslieferten, die man traditores oder Uebergeber nannte. Nun stellte sich freilich heraus, daß sie nicht die heiligen Bücher der Christen ausgeliefert hatten, sondern häretische, ketzerische Schriften, die sie für die heiligen Schriften ausgaben; aber es mußte auch darin eine Form der Verleugnung, ein Umgehen des Martyriums erkannt werden. So traten viele gegen sie auf und wollten die beiden nicht mehr im Amte haben; sie behaupteten die von ihnen erteilten Amtshandlungen seien ungültig, weil sie verleugnet hätten und stellten nun Gegenbischöfe auf; der bedeutendste war Donatus, der sich den Titel des Großen beilegte. Der Streitpunkt war der, ob Wort und Sakrament gültig und wirksam seien, auch wenn es dargereicht wird durch solche, die nicht entschieden gläubig wären. Das ist der Punkt, über den sich die Augsburger Konfession im 8. Artikel ausführlich ausspricht, wo sie auch ausdrücklich den Donatismus verwirft. Wir erinnern uns wieder an neue Erscheinungen, auch in den Kreisen der Gemeinschaft. Da sieht man es dafür an, daß unbekehrte Geistliche, wie sie sagen, nichts wirken können; während unser Bekenntnis sagt, daß Wort und Sakrament an sich wirksam sind, wenn das Wort Gottes rein und lauter gepredigt wird und die Sakramente recht verwaltet werden. Das ist die Erscheinung des Donatismus, auch bedeutsam und nachdenkenswert für die Gegenwart. Das Schicksal des Donatismus war dies. Anfangs trat die Kirche mit ihren Mitteln gegen ihn auf; später nahm sie leider den Staat zu Hilfe. Kaiser Konstantin erklärte sich gegen denselben. Sein späterer Nachfolger Julian der Abtrünnige, der wieder ins Heidentum zurückfiel, begünstigte ihn,