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also von Ihnen ab, ob die Geisteswirkungen, die Ihnen werden können, in Ihnen zu Bestand und Kraft kommen. Und deshalb ist auch die Bereitung auf die Einsegnung, die Rüstzeit, wie sie andere Diakonissenhäuser nennen, so wichtig.

Was wichtig ist für die Ausübung des Berufes, das wird Ihnen besonders dargelegt werden durch die Oberin dieses Hauses. Was ich Ihnen zu bieten habe, soll besonders Stärkung gewähren für die christliche und kirchliche Erkenntnis, Stärkung damit im Glaubensstand, aus welchem doch die Liebe zum Beruf und die Begeisterung für denselben allein in Wahrheit kommen kann. Vieles kann nach dieser Seite gesagt werden, die Themata des Unterrichts, wenn man so sagen will, sind unerschöpflich. – Dieses Mal, in diesem Jahr und in diesem Monat sonderlich wird der Gedanke des Reformationsjubiläums uns beherrschen und wir werden gewiß nicht unrecht tun, wenn wir dasselbe auch im diesmaligen Einsegnungsunterricht zur Geltung kommen lassen. So soll der Gegenstand der Verträge, die ich Ihnen bieten will, sein: Die Reformation der Kirche und die Kirche der Reformation.

Und heute will ich noch in Kürze reden:

Von der Kirche in ihrem ewigen Wesen.

Ich weise hin:

1. auf Gottes ewigen Ratschluß,
2. auf die Entstehung der Kirche in der Zeit,
3. auf die ihr dauernd innewohnende Einigkeit und Heiligkeit,
4. auf die auch in ihrem sichtbaren Bestand waltenden Ewigkeitskräfte.


I.

Wenn wir von der Reformation der Kirche reden, so tritt uns die Kirche damit vor Augen in ihrer Veränderlichkeit; denn wenn eine Reformation der Kirche notwendig ist, so muß eine Verschlechterung, eine Veränderung zum Verkehrten vorhanden gewesen sein. Wenn wir von der Kirche der Reformation reden, so werden wir dadurch daran erinnert, daß nicht die ganze Christenheit die Segnung der Reformation sich angeeignet hat und werden damit hingewiesen auf eine bedauerliche Folge der Reformation, daß es nämlich ohne ihre Schuld zu einer weiteren Spaltung in der Kirche kam. Die Kirche ist einmal unter Menschen begründet, wird von Menschen getragen, sie ist also auch fehlsam, sie bleibt, wie Luther einmal gesagt hat, ein Spital. Davon werden wir genug im folgenden zu reden haben. Aber darüber darf nicht vergessen werden die Kirche in ihrem ewigen Wesen festzuhalten. Sie erinnern sich wohl, daß in der Vesper am Sonntag das Tagesgebet der Kirche gilt und es wird Ihnen manchmal schon in den Gebeten, die da gesprochen