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An derselben Stelle (V. 11) kommen auch nach meiner gewissen Ueberzeugung die Dienerinnen vor. Luther hat zwar so übersetzt, als ob von den Frauen der Diener die Rede wäre; „ihre Weiber“. Dieses „ihre“ steht aber nicht im Text. Es sind vielmehr die Weiber, die Frauen gemeint, die einen Dienst in der Gemeinde übernommen haben; denn erst nachher in V. 12 werden die Frauen der Diakonen ausdrücklich noch erwähnt. Ich brauche es hier nicht zu sagen, daß die Phöbe, die am Dienst der Gemeinde zu Kenchreä stand, als erste uns mit Namen bekannte Diakonisse durch Röm. 16, 1, 2 für alle Zeiten unvergessen ist. Ganz sicher sind auch diese Dienerinnen durch Handauflegen in ihr Amt eingesetzt worden. So ist es auch geblieben, solange es ein Amt der Diakonissen in der Gemeinde gab, was, wie Sie wissen, nicht allzulang der Fall war. – Späterhin hat die katholische Kirche wie vieles Andere, so auch die Einsetzung in das Amt durch Handauflegung übertrieben; sie hat ein Sakrament daraus gemacht, eine Erhebung in einen höheren Stand. Sie erteilt ihren Geistlichen nicht nur eine, sondern sieben Weihen, allerdings meist einige zugleich, die 4 niederen zusammen, die sich mehr auf den äußern Dienst beziehen, dann die 3 höheren Weihen des Subdiakons, des Diakons und schließlich des Priesters. Das ist eine falsche Ausgestaltung und Uebertreibung dessen, was wir in der apostolischen Kirche finden. Die Reformation hat gewiß wieder die richtige Auffassung von der Handauflegung gehabt; aber freilich den altkirchlichen Diakonissenberuf hat sie nicht erneuert. Das ist, wie Sie alle wissen, in der 1. Hälfte des vorigen Jahrhunderts (1836) durch Fliedner geschehen. Er wurde dazu geführt, zunächst durch seine Tätigkeit für die innere Mission, für die Rettung Verlorner, er hat zugleich auch zweifellos das Vorbild der katholischen barmherzigen Schwestern vor Augen gehabt; aber es bleibt doch merkwürdig und war eine göttliche Fügung, daß er auf die alte apostolische Kirche zurückging, den Namen Diakonissen wählte, dem durch das kirchliche Altertum innere Weihe und Würde eignete, und daß er zugleich auch bei der Einsegnung der Schwestern die Handauflegung gebrauchte.

Wir fragen nun weiter: Wie verhält es sich unter uns mit der Ordnung der Einsegnung? Sie hat in unserm Hause eine Geschichte durchgemacht. Löhe ist groß durch die Fülle kirchlicher Gedanken, die in ihm waren, aber groß auch in der Fähigkeit seine Gedanken umzugestalten, wenn er sah, daß das zuerst Geplante zur Ausgestaltung sich nicht eignete. Wir wissen, was er anfangs wollte, nämlich eine Bildungs- und Uebungsstätte für solche Jungfrauen oder Witwen, die heiligem Dienst in der Gemeinde sich zu widmen gedachten. Er wollte sie zunächst nur ausbilden und einüben und dann wieder in ihre Gemeinden entlassen, ja er tat damals sogar den Ausspruch: „Je eher sie wieder hinausziehen