Den Kampf zwischen diesen beiden Theorien und den schließlichen Sieg der Theorie vom feststehenden Äther müssen wir wenigstens mit einigen Schlagworten schildern.
Die Hypothese vom mitbewegten Äther wurde im Gebiet der optischen Erscheinungen besonders durch Stokes vertreten. Speziell nahm also Stokes auch an, daß die Erde bei ihrer Bewegung um die Sonne ihren Äther mit sich schleppt, geradeso wie sie ihre Luftatmosphäre mit sich führt. Hertz übertrug dann im Jahre 1890 die Hypothese des mitbewegten Äthers von der Optik auf die Theorie aller elektromagnetischen Erscheinungen überhaupt.
Die Hypothese vom feststehenden Äther wurde im Gebiete der optischen Erscheinungen besonders durch Fresnel vertreten. Nach ihm soll dann also die Erde bei ihrem Lauf um die Sonne durch den feststehenden Äther hindurchgleiten. Lorentz übertrug — ebenfalls in den neunziger Jahren — die Hypothese des feststehenden Äthers von den optischen Erscheinungen auf alle elektromagnetischen überhaupt.
Was waren die entscheidenden Momente für den Sieg, den der feststehende Äther der Fresnel-Lorentz’schen Theorie über den mitbeweglichen Äther der Stokes-Hertz’schen Theorie errang?
1. Lorentz bewies: Die von den Astronomen gemessene Aberration des Sternlichtes läßt sich nicht mit der Annahme von Stokes in Einklang bringen, daß die Erde ihre Ätherhülle mit sich führt. Hingegen läßt
Paul Ehrenfest: Zur Krise der Lichtäther-Hypothese. Springer, Berlin 1913, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:EhrenfestKrise.djvu/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)