sieht er einen Augenblick lang die Lampe. Dann ist es finster — zwei Stunden lang. Denn eine Stunde läuft das Licht vom Zentrum nach der Innenwand der Hohlkugel hinaus und von ihr reflektiert braucht es wieder eine Stunde, um zum Experimentator zurückzukommen. Und jetzt erst sieht der Experimentator die ganze Innenwand der Kugel gleichzeitig einen Moment lang aufleuchten. Dann ist es wieder dunkel. — Nun sei uns noch eine zweite, genau ebensolche Hohlkugel gegeben. Und wieder sitze genau im Mittelpunkt der Kugel ein Experimentator. Diese zweite Kugel soll aber nun nicht mehr vor uns ruhen, sondern soll mit einer enormen Geschwindigkeit vor uns laufen, z. B. mit dem zehnten Teil der Lichtgeschwindigkeit. Den Experimentator möge sie mit sich führen. Dieser zweite Experimentator soll nun genau ebenso wie der erste auch eine helle Lampe einen Augenblick lang aufleuchten lassen und ebenfalls beobachten, was er weiterhin sieht. Wir fragen: Sieht der Experimentator in der laufenden Kugel auch die ganze Kugelfläche in ein und demselben Augenblick aufleuchten oder sieht er etwas anderes? Auf diese Frage würden die Physiker zu verschiedenen Zeiten verschieden geantwortet haben.
Newton würde auf Grund seiner Emissionstheorie des Lichtes sagen: Der Experimentator in der laufenden Kugel muß genau dasselbe sehen, wie der Experimentator in der ruhenden Kugel. Denn die Aussendung des Lichtes aus der Lampe und die Reflexion an der
Paul Ehrenfest: Zur Krise der Lichtäther-Hypothese. Springer, Berlin 1913, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:EhrenfestKrise.djvu/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)