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Die Ritzsche Theorie hingegen ist frei von jenen Kontraktionen der starren Körper, Gangänderungen der Uhren usw., eben weil sie die (aus der Äthertheorie stammende) Behauptung von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit verwirft und durch diejenige Behauptung ersetzt, die der Newtonschen Emissionstheorie entspricht. Auch lassen sich dann experimenta crucis angeben, die zwischen dem Standpunkt von Ritz einerseits und dem von Lorentz und Einstein anderseits entscheiden würden. Ein solches experimentum crucis würde vor allem das früher erwähnte Experiment mit den beiden Lichtquellen sein.

Dieses Experiment ist nicht ausgeführt, weil es eine Meßgenauigkeit erfordert, die wir mit unseren gegenwärtigen Hilfsmitteln noch nicht erreichen können.

Stellen wir uns aber einen Augenblick vor, es gelänge heute oder morgen, dieses momentan noch utopische Experiment zu bewältigen.[1] Und zwar möge sich — horrible dictu — das von Ritz geforderte Ergebnis einstellen: Das wäre ein böser Schlag für die Ätherhypothese. In diesem Moment würden wir dann gerne zugeben, daß das Licht durch den leeren Raum geworfen wird. Wir wären damit eben überhaupt auf den Standpunkt der Ritzschen Theorie gelangt.

Aber beachten Sie bitte, daß man etwas ganz anderes von uns verlangt, wenn man uns auffordert,


  1. [Nachträgl. Bemerk.] Vgl. übrigens die im Anhang an letzter Stelle zitierten Arbeiten von De Sitter und Freundlich.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Ehrenfest: Zur Krise der Lichtäther-Hypothese. Springer, Berlin 1913, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:EhrenfestKrise.djvu/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)