einander gegenüberzustellen. Verzeihen Sie, wenn ich dabei manches sehr Bekannte wiederholen muß.
Wir besprechen zunächst den Standpunkt von Lorentz in seiner Arbeit von 1904, ohne leider auf die stufenweise Entwicklung dieses Standpunktes eingehen zu können.
Die Hypothese vom feststehenden Äther sowie auch die andern Grund-Hypothesen der älteren Theorie von Lorentz werden in dieser 1904-Arbeit beibehalten. Deshalb geht auch keiner von den Erfolgen verloren, die jener älteren Lorentz’schen Theorie zu ihrem Sieg über die konkurrierenden Theorien verholfen hatten.
Neu ist in der 1904-Arbeit die systematische Verwertung zweier formell sehr einfacher Hypothesen. Nämlich darüber, wie sich infolge einer Bewegung durch den Äther
- die Kräfte zwischen den Molekülen,
- die geometrische Gestalt der Elektronen ändern.
Merkwürdigerweise beseitigen diese beiden Hypothesen absolut restlos den Widerspruch, der zwischen der Hypothese vom feststehenden Äther und dem prägnant-negativen Resultat aller Ätherwind-Experimente bestanden hatte. Dieser Widerspruch verschwand nun vollkommen. Denn ausgehend von jenen Grundannahmen gewinnt die 1904-Arbeit rein deduktiv für eine sehr umfassende Klasse von Experimenten den folgenden Satz: Angenommen, ein Laboratorium laufe mit beliebig großer Geschwindigkeit durch den Äther
Paul Ehrenfest: Zur Krise der Lichtäther-Hypothese. Springer, Berlin 1913, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:EhrenfestKrise.djvu/13&oldid=- (Version vom 11.7.2022)