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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

176—178. Kehlkopfarticulationen. 179. Stärke der Sprachlaute. 69


Silben die Vollstimme oft zur blossen Murmelstimme herabsinkt. Für die Producte der Hauchmurmelstellung (172, 5) könnte man etwa den Ausdruck hauchstimmig verwenden, für die Producte der schwächeren Formen der Pressstellung (172, 7) den Ausdruck pressstimmig, für die der forcirten Pressstellung (s. ebenda) den Ausdruck Kehlpresslaute (vgl. 354).

176. Die Articulationen des Kehlkopfs sind von denen des Ansatzrohrs im Princip unabhängig, d. h. jede der genannten Stellungen der Stimmritze kann mit jeder Stellung des Ansatzrohrs combinirt werden. Namentlich können also bei jeder Mundstellung sowohl die verschiedenen Arten von stimmhaften wie von stimmlosen Lauten erzeugt werden. Nur versteht es sich von selbst, dass der Kehlkopfverschluss auch die Schallbildung im Ansatzrohr unterbricht. Die Schallbildung beginnt beim Kehlkopfverschluss ebenso wie bei den Verschlüssen des Ansatzrohrs erst mit dem Moment, wo der Verschluss gesprengt wird.

177. Ueber den Einfluss der Kehlkopfarticulationen auf den akustischen Werth der Sprachlaute s. Cap. 10.

b. Die Laryngallaute.

178. Unter Laryngallauten versteht man im Gegensatz zu denjenigen Producten des Kehlkopfs, welche ganzen Reihen oder Gruppen von Sprachlauten als Ingrediens dienen (Vollstimme, Murmelstimme, Flüsterstimme u. s. w.), diejenigen im Kehlkopf gebildeten Schälle, welche als besondere Sprachlaute für sich fungiren. Sie sind wie die Mundlaute (137) entweder laryngale Reibelaute (wie die h mit deutlichem Reibungsgeräusch, z. B. das arab. ح), oder laryngale Verschluss-. bez. Explosivlaute, wie das semit. Aleph, arab. Hamza oder das arab. ع. Weiteres über sie s. 353 f.; über ihre Verwerthung als ‘Einsätze’ s. 382 ff.

Cap. 9. Die Sprachlaute nach ihrer Stärke und Dauer.
1. Stärke.

179. Die Stärke der Sprachlaute ist für diese selbst nicht von so durchgreifender Bedeutung wie die bisher erörterten Factoren der Lautbildung. Zu einem guten Theile dient die Unterscheidung von Lauten grösserer oder geringerer Stärke bloss den Zwecken der Silben- und Wortbildung, insofern

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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/89&oldid=- (Version vom 23.5.2022)