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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

161—163. Mittlere und hintere Zungengaumenlaute. 63


2. Mittleres Gebiet (Palatale).

161. Unter Palatalen (Praepalatale Lundell) verstehen wir die durch Articulation des mittlern Zungenrückens gegen den harten Gaumen gebildeten k-ähnlichen Verschlusslaute und die diesen entsprechenden Spiranten. Dieser Art sind z. B. diejenigen k-Laute, welche die Slaven, aber auch viele deutsche Mundarten vor den sog. ‘weichen’ oder ‘palatalen’ Vocalen (ä, e, i u. ähnl.) bilden, von Spiranten der deutsche ich-Laut, u. dgl. Man sieht, dass bei der Ausdehnung des Articulationsgebiets, das sich von der hintern Grenze der Alveolen bis zum weichen Gaumen erstreckt, wieder eine grosse Mannigfaltigkeit von Lauten möglich ist. Man kann dies leicht verfolgen, wenn man der Reihe nach die Verbindungen , ke² (offenes e), ke¹ (geschlossenes e), ki² (offenes i), ki¹ (geschlossenes i) spricht. Je weiter man sich dem Ende dieser Reihen nähert, um so mehr wird auch die Articulationsstelle des k nach vorn verschoben. Man kann die einzelnen Laute dieser Palatalgruppe nach Massgabe von Cap. 23 etwa durch einen übergesetzten Vocalexponenten bezeichnen (cⁱ, cᵉ u. dgl.), oder auch zu genauerer Scheidung noch zunächst die Unterabtheilungen der hinteren und vorderen Palatale (c², c¹ u. s. w.) verwenden.

162. Es ist besonders darauf zu achten, dass wir unter dem Namen Palatalen nicht auch die zusammengesetzten tsch-Laute begreifen, die man vielfach mit diesem Namen bezeichnet. Diese werden erst im folgenden Abschnitte Cap. 21, 1 ihre genauere Besprechung finden.

3. Hinteres Gebiet (Velare).

163. Als Velare (früher meist als Gutturale bezeichnet) bleiben hiernach nur diejenigen Zungengaumenlaute übrig, bei denen der hintere Zungenrücken gegen den weichen Gaumen bez. die weitere Fortsetzung des Munddachs nach hinten und unten (149) articulirt. Viele Sprachen unterscheiden hier abermals zwei Gebiete, das der vorderen und der hinteren Velare (k¹, g¹ und k², g² u. s. w.; Mediopalatale und Postpalatale Lundell). Zu der hinteren Reihe gehören z. B. die tiefen Gutturale der semitischen und mancher kaukasischen Sprachen (sem. koph, georgisch q), von Spiranten z.B. das tiefe schweizerische ch und die diesem entsprechenden stimmhaften Laute, die man vielfach als Ausartungen des uvularen r findet (zu ihnen gehört auch das armenische ᵹat). Hier articulirt

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/83&oldid=- (Version vom 23.5.2022)