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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

218 575. Accent und Quantität. 576. 577. Der Silbenaccent.


575. Das Sanskrit bezeichnet z.B. mit seinem udätta im Allgemeinen den Wortaccent, d. h. es hebt die höchstbetonte Silbe des Wortes vor den übrigen hervor, ohne sich um die Art der Hervorhebung (die Art des Silbenaccents) zu kümmern (ich sehe natürlich hier, wo ich von der Bezeichnung spreche, gänzlich von den Theorien der Grammatiker ab), und doch versucht es auch den Satzaccent auszudrücken, indem es dem Verbum finitum des einfachen erzählenden Satzes den udätta raubt, ohne dass es glaublich erscheint, dass nun das Wort überhaupt keine ‘Tonsilbe’ mehr gehabt habe. Im Griechischen finden wir Ansätze zur Unterscheidung der Arten des Silbenaccents in dem Gebrauch des Acut und des Circumflex; dieselben Zeichen aber dienen zugleich dazu, im einzelnen Falle den Wortaccent anzuzeigen, und der Gravis ist eine Concession an die Forderungen des Satzaccents! Dass bei einer verbesserten Bezeichnung die Zeichen der drei verschiedenen Accente in der Regel auf denselben Laut zu stehen kommen würden, darf dabei nicht irren, denn es liegt in der Natur der Sache selbst, dass der Laut, der an und für sich am meisten in seiner Silbe hervortritt, auch in der Tonsilbe des mehrsilbigen Wortes, namentlich wenn dieses auch noch den Satzaccent trägt, ganz besonders hervortreten muss.

1. Silbenaccent.
Cap. 29. Der exspiratorische oder dynamische Silbenaccent.

576. Wie 537 festgestellt wurde, bleibt die Druckstärke innerhalb der Silbe in der Regel nicht gleich, sondern unterliegt einer gewissen Abstufung. Die verschiedenen Formen dieser Abstufung innerhalb der Einzelsilbe fassen wir unter dem Namen des exspiratorischen oder dynamischen Silbenaccents zusammen. Hierbei ist namentlich zweierlei zu unterscheiden.


1. Die Exspirationsbewegung der Silbe an sich.


(Silbengipfel. Ein- und zweigipflige Silben. Stosston.)

577. Die Druckstärke der einzelnen Drucksilbe ist, wie ebenfalls bereits 537 gezeigt wurde, im Wesentlichen continuirlich abgestuft. Den Moment grösster Stärke nennen wir den Druck- oder Silbengipfel. Er kann entweder schon zu Anfang der Silbe stehn (dann steigt die Druckstärke nach dem Ende zu ab), oder zum Schlusse (dann steigt die Druckstärke auf), oder in der Mitte (aufsteigend-absteigende Druckstärke).

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/238&oldid=- (Version vom 16.7.2022)