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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

206 535. 536. Bau der Silbe etc. 537. Druckstärke der Silbenglieder.


ihrem klangvollen Sonanten durchaus dominirt. Exspiratorisch künnen diese Gruppen von Schallsilben natürlich sehr wohl einheitlich sein.

535. Wie viel wir von solchen Nebensilben als Begleiter der eigentlichen Hauptsilbe dulden, hängt sehr von der Gewohnheit ab, namentlich entscheidet wieder die grüssere oder geringere Leichtigkeit in der Aufeinanderfolge der Uebergangsbewegungen. Leicht geduldet werden z. B. Verbindungen, deren zweites Glied ein Dental ist, wie ptá, ktá, ápt, ákt, während tpá, tká, átp, átk auffallen. Von auslautenden Verbindungen von Explosivlaut + Spirans erscheinen die Affricaten natürlich am leichtesten. Stimmhafte Geräuschlaute eignen sich wegen ihrer grüsseren Schallfülle noch weniger; man vgl. z. B. zbá, ábz mit spá, áps u. dgl. — Ausfübrliche Verzeichnisse von müglichen oder besser gesagt üblichen Combinationen für Silbenanlaut und -auslaut s. z. B. bei Merkel, Laletik 266. 274.

536. Derartige complicirte Silbenanlaute und -auslaute erscheinen übrigens grossentheils erst in moderneren Sprachperioden durch Ausstossung von Sonanten (Vocalen) u. dgl., welche ihrerseits die Folge der energischeren Concentration des ganzen Wortgewichts in der einen Tonsilbe zu sein pflegt. Je stärker aber diese hervortritt, um so eher kônnen jene schwach accentuirten Anhängsel angefügt werden, ohne den einheitlichen Eindruck des Ganzen zu stôren. — Für die Sprachgeschichte bleibt zu erwägen, ob vielleicht die Umstellungen von ursprünglichem sk zu ksh im Sanskrit, zu ξ im Griechischen oder von sp zu griech. ѱ, oder auch der Vorschlag eines Vocals vor anlautendem s + consonant (s impura) in den romanischen Sprachen etc. mit diesen Silbenanlautsgesetzen in Beziehung stehn, u. dgl. mehr.

Cap. 26. Die relative Druckstärke der Silbenglieder.

537. Innerhalb des einzelnen Druckstosses bez. der mit einem solchen hervorgebrachten Drucksilbe bleibt die Druckstärke in der Regel nicht von Anfang bis zu Ende gleich, sondern unterliegt einer gewissen, mehr oder weniger natürlichen Abstufung (näheres s. Cap. 29). Die Exspiration beginnt entweder mit einem plôtzlichen Stoss, oder sie setzt schwächer ein und schwillt continuirlich an bis sie den Hühepunkt ihres Drucks erreicht. Auf diesem kann sie eine Zeit lang verharren. Nach dem Schluss des Druckstosses hin nimmt die Druckstürke wieder ab, und zwar sinkt sie hier in der Regel allmählich, da die Thätigkeit der Exspirationsmusculatur nur schwer so rasch

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/226&oldid=- (Version vom 11.6.2023)